AKTUELL - Veranstaltungen
NAH DRAN – Wir wirken vor Ort Vierte Fachtagung das Bundesprogramm „Zusammenhalt durch Teilhabe“
Fachtagung 17./18.11.in Weimar. Die Idee: Den Herausforderungen des demografischen Wandels im ländlichen Raum können wir aktiv begegnen, wenn wir auch in Zukunft auf aktives bürgerschaftliches Engagement bauen können. Mit der Tagung wird die Arbeit der Vereine und Verbände gestärkt. (Text: www.nahdran.info)
Zusammenhalt durch Teilhabe oder vom Aufstand der Anständigen und dem Wachküssen der Zuständigen
Eine Tagung, ist eine Tagung, ist eine Tagung …. mit ihren ureigensten Regeln. Es treffen sich Menschen teils von ihrem Geldgeber verpflichtet, teils aus echter Wißbegier, teils weil sie was zu sagen haben und eine Möglichkeit sehen, die Gesellschaft besser zu machen.
Bei solch einer Tagung schaut man auch, wie man mit der Umsetzung vorangekommen ist, wo Schwierigkeiten liegen und was erfolgreiche Ansätze sind. Meist trifft man sich in Tagungshotels von Metropolen, wo die großen politisch Zuständigen sitzen und dadurch auch die kleinen Zuständigen angezogen werden...
Bei der 4. Fachtagung von „Zusammenhalt durch Teilhabe“ wählte man bewußt die Provinz – auch wenn Weimar den Anspruch einer europäischen Kulturhauptstadt erhebt – mit dem Erfolg, dass über 200 Praktiker und Ehrenamtliche der Zivilgesellschaft, also jene welche die Arbeit vor Ort machen, kamen. Und es gab noch einen wesentlichen Unterschied: Bei den Referenten, Koordinatoren und den sog. Deutungsmächtigen Akteuren gab es „Erweckungsküsse“.
Kuss 1
Das zuständige Bundesinnenministerium, vertreten durch den Abteilungsleiter Dr. J. Bentmann, resümiert: "Es ist nicht in jeder Alltagssituation leicht, sich klar gegen Intoleranz und für mehr Respekt einzusetzen. Dabei wirkt es als Vorbild, wenn diejenigen deutliche Worte finden, die sich vor Ort gesellschaftlich engagieren und Verantwortung tragen. Wir alle stehen in der Verantwortung, menschenverachtenden und demokratiefeindlichen Haltungen ein Menschenbild entgegenzustellen, das auf gegenseitigem Respekt gründet...“. Da auch gleichzeitig die Verstetigung des Bundesprogramms vorbereitet wird, zeichnet sich ein neuer Trend ab. Da sollen also die erfolgreichen Ansätze, welches demokratisches Handeln im ländlichen Bereich fördert, mit Hilfe des Bundes auch längerfristig verstetigt werden.
Kuss 2
Der Journalist und Autor Dr. Hajo Schumacher, propagiert, das die in dem Feld Demokratiebildung und Rechtsextremismus tätige Zivilgesellschaft, sich“... nicht auf die etablierten Medien verlassen sollte, denn dann sind sie verloren“. Um dieses Themenfeld in das öffentliche Bewußtsein zu bringen, muß die Bürgergesellschaft selber mittels Internet und moderner Technik eigene Medienstrategien entwickeln. Nur dann gelingt es, eine Öffentlichkeit herzustellen, verlässliche Informationen zu erhalten und die Deutungshoheit zu behalten. Er erinnerte daran: „Was nicht medial festgehalten ist, ist nicht passiert“. Da gibt es also durch einen Medienvertreter eine Schelte an die Kollegen und einen Erweckungskuss an die Zivilgesellschaft. Er appelliert an sie, die mediale Deutungshoheit zu demokratiebildenden Prozessen oder demokratiefeindlichen und/oder rechtsextremen Vorfällen nicht abzugeben oder sie dem Zufall der Medien zu überlassen.
Kuss 3
Da gibt es im ländlichen Bereich, dem demographischen Wandel zum Trotz, immer noch zahlreiche Traditionsvereine, welche das Gemeinwesen liebens- und lebenswert machen, sich der Abwanderung entgegenstemmen und immer mehr Aufgaben der kommunalen Selbstverwaltung übernehmen. Dennoch, wenn Herr Lars Oschmann, Vorsitzender des Thüringer Feuerwehrverbands, auf einer Skala von 1 bis 10 für das demokratische Handeln bei der Freiwilligen Feuerwehr nur eine 3 geben kann, ist das eine Neuheit. Denn tradierte Institutionen haben das Thema jahrelang vermieden. Die hier ausgesprochene Selbstkritik kann als Ausgangsbasis dienen. Und der Verband ist ja, das sei hier positiv vermerkt, in einer intensiven Leitbilddiskussion auf allen Ebenen. Somit hat das Programm für einen Erweckungskuss gesorgt.
Kuss 4
Um Demokratie auch in den letzten Winkel zu tragen, braucht es Experten vor Ort, um dort auch anzukommen. In Ostdeutschland wurden durch das Bundesprogramm mehr als 700 Demokratie-berater ausgebildet, um in Vereinen und Initiativen bei undemokratischen Verhalten Handlung-sansätze zu entwickeln. Denn, wo beginnt es, wo endet es? Was ist wenn der beste Spieler der Fußballmannschaft im Dorf auf das Spielfeld kommt und den Hitlergruß zeigt? Ignorieren? Zur Rede stellen? Stellung beziehen? Am Stammtisch, in der Mannschaft oder auf dem Platz? Fragen, die sich die Demokratieberater täglich vor Ort stellen müssen. Und auch hier die Erkenntnis: Um nachhaltig Demokratie in Verbänden und Vereinen zu festigen, braucht es einen langen Atem. Zu dem Aufstand der Anständigen muss auch ein Aufstand der Zuständigen erfolgen.
Alle Beiträge zur Tagung u.a. mit Ute Seckendorf (Bundeskoordinatorin), Lars Oschmann (Thür.Feuerwehrverband) finden sie in der Radio LOTTE Mediathek
Machen Sie Ihre Medien selbst, denn wenn man sich auf die etablierten Medien verlässt, ist man verlassen! Interview mit Hajo Schumacher
"Thema Medien: Patrick Siegele macht es richtig und schickt drei Bloggerinnen": NÄHER DRAN - Der Blog zur FachtagungDie bundesweiten Fachtagungen finden im Rahmen des Bundesprogramms „Zusammenhalt durch Teilhabe“statt. http://www.nahdran.info/