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Kommentar

Kommentar vom 06.04.2010

Der Stadt und dem Erdkreis ... - „Urbi et Orbi“ - Der Stadt und dem Erdkreis. Der Papst hat zu Ostern mal wieder seinen traditionellen Segen ausgesprochen. Zu den zahlreichen Fällen von sexuellem Missbrauch an Kindern durch katholische Funktionsträger sagte er erwartungsgemäss nichts. Wozu auch? Zigtausende Menschen mit einem klar strukturierten, obrigkeitshörigen Weltbild jubeln ihm jedes Jahr zu – egal, was in dieser Kirche passiert.

In Deutschland ist innerhalb der Kirche aber inzwischen ein Paradigmenwechsel zu verzeichnen. Setzte noch vor wenigen Wochen Bischof Zollitsch der Bundesjustizministerin ein 24-stündiges Ultimatum, um ihre berechtigten Vorwürfe zurückzunehmen, tönt er mittlerweile schon fast kleinlaut. Die Kirche habe Opfern zu wenig geholfen, weil sie um ihr Ansehen fürchtete, beklagte er. Auch Bischof Mixa wählt nun offenbar eine andere Strategie. Nachdem sechs eidesstattliche Erklärungen vorlagen, dass er früher Kinder brutal geschlagen habe, reagierte er zunächst reflexartig und drohte mit straf- und zivilrechtlichen Mitteln – wegen angeblicher Verleumdung. Kaum 24 Stunden später dann aber ein Gesprächsangebot an die Betroffenen. Hat etwa auch dieser Hardliner Kreide gefressen? Merken die Kirchenleute inzwischen, wie scharf ihnen den Wind entgegen bläst? Oder sind das nur taktische Demutsrituale, um auch in schwierigen Zeiten die Macht nicht zu verlieren?

Wir erinnern uns, wie demütig Banker vor einem Jahr sich in der Öffentlichkeit gezeigt haben. Inzwischen sind sie aber längst zum Tagesgeschäft zurückgekehrt, als wäre nichts gesehen. Denkt man in der Kirche vielleicht: Von den Bankern lernen heißt siegen lernen?

Von dem geplanten Runden Tisch der Bundesregierung zu den Missbrauchsfällen ist nur wenig zu erwarten. Denn die wichtigsten Opferverbände werden gar nicht eingeladen. Diese Veranstaltung wird wohl eine reine Alibifunktion haben. Da quer durch alle Parteien kirchlich orientierte Politiker Schaltstellen besetzen, ist die Farce vorprogrammiert.

Wirkliche Einsicht bei den Kirchenführern gibt es so wie so nicht. Am Zölibat wird eisern festgehalten und damit die Tatsache zementiert, dass Menschen mit einer gestörten Sexualität weiterhin von der katholischen Kirche angezogen werden. So wird auch künftig mancher Kirchenfunktionär, wenn ihn ein verbotenes Bedürfnis plagt, nach Ulli und Olli rufen.

(Oliver Kröning)

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