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Tonspur

Tonspur vom 08.06.2016

Katatonia - The Fall of Hearts -


Ich möchte gleich vorausschicken, das diese Tonspur etwas subjektiver ausfallen wird, als sonst, den ich bin Fan dieser Band. Vor vier Jahren kam die Platte “Dead End Kings” heraus, meine Platte des Jahres uneingeschrenkt und noch heute läuft sie in besonderen Momenten. Eine Platte, die einfach keine Abnutzungserscheinungen zeigt und Songs wie “Lethean” erzeugen bei der richtigen Lautstärke noch immer eine Gänsehaut.

KATATONIA sind nun zurück und mit “The Fall of Hearts” haben sie das zehnte Album der Band, zum 25-jährigen Bestehen auf den Markt geworfen.
Vorfreude und Skepsis halten sich die Waage, wie klingt das Album nach dem Überalbum, noch einen draufzusetzten ist nicht möglich, also ganz gelassen das Cd Fach öffnen, reinlegen, Luftgitarre anschliessen und zurück lehnen. Eine weitere Erkenntnis, die ich seit dem gewonnen habe, alle Alben der Band wachsen, bei jeden Durchlauf.

Die Gruppe agiert weniger limitiert als bisher, schon die Spielzeit weist darauf hin, das die Songs länger geworden sind, das immerhin schon starke Progresive Element der Band wird weiter ausgebaut. Was am Anfang der Band BlackMetalgeknüppel mit Brüllgesang war ist nun ProgressivMetal a la Opeth oder Anathema, die eine ähnliche Wandlung durchlebt haben. Ein guter Freund von mir hat es als MädchenMetal bezeichnet – und ich muß jedesmal darüber kichern, wenn ich dran denke.

Mit veränderter Besetzung, neu an Bord sind Schlagzeuger Daniel „Mojjo“ Moilanen und Tiamat-Gitarrist Roger -Öjersson, hat nun eine noch konsequentere Öffnung der Stilmittel stattgefunden. Hinzu kommt die gewohnt exquisite Produktion, bei der Tonmeister Jens Bogren an Mix und Mastering erfolgreich geschraubt und sie mit wahrem Tiefgang ausstaffiert hat.

Den Beginn macht “Takeover”, dessen Riff nahezu TOOLähnliche Züge trägt. “Serein” entfaltet sich wie Morgennebel, der, bald von der Sonne beschienen, einen unwirklichen Schleier über die ländlichen Felder legt. Dann verstummt das Instrumentarium, einzig ein Synthesizer verweigert sich der Stille und begleiten, bald gepaart von dunklen Trommeln, den Song in sein furioses Finale.
“Old Hearts Fall” hätte auch Teil von “Dead End Kings” sein können. Die erschöpft verhallenden Akkorde werden von den getragen Gesangslinien Jonas Renkses zusammengehalten und in einen melodiereichen Refrain geführt.

In ‘Old Heart Falls’ wird man von Melancholie und Intensität, in ‘Last Song Before The Fade’ und im mit über 7 Minuten längsten Stück ‘Serac’ von einer atemberaubenden Dynamik mitgerissen. Zudem beweisen Sänger Jonas Renkse und Gitarrist Anders Nyström in ‘Decima’, dass fast alle Songs auch als Akustik- oder Semiakustikversionen zünden würden. Der Grund: Katatonia sind einfach geniale Song-Schreiber. FALL OF HEARTS beweist dies mit jeder einzelnen Note.

Mit THE FALL OF HEARTS schmieden Katatonia mehr denn je an einer den reinen Metal-Sektor sprengenden Karriere. Bereits auf dem Vorgänger DEAD END KINGS (2012) hatten die Schweden ihre noch offenkundige Hinwendung zu progressiveren Sounds und dunkelmelodischen Arrangements à la Opeth oder Amorphis nahezu perfektioniert.

Wir hören nun “Serein” und holen uns etwas Herbststimmung in den Sommer oder kaufen sie sich jetzt schon und freuen sich mit der Platte auf die kalte Jahreszeit!

(dennis klostermann)

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