Hörbuchrezension
Hörbuchrezension vom 29.04.2008
Judith Hermann: Nichts als Gespenster - Seit etlichen Jahren bereits wird sie als die große neue Autorin der deutschen Literatur gefeiert: Judith Hermann. Nach ihrem Debüt mit dem vielbeachteten Erzählband "Sommerhaus später" hat sie sich wohl in die Herzen vieler geschrieben.
Mit "Nichts als Gespenster" scheint Hermann nachzulegen. Drei eigenständige Erzählungen sind darin vereint ("Ruth", "Nichts als Gespenster" und "Die Liebe zu Ari Oskarsson"), drei Erzählungen, die jede für sich wunderschön sind. Nachdem ich "Sommerhaus später" nicht als das angepriesene schätzen wollte, versöhnen mich diese Geschichten. Ich möchte sie als weit weniger "ostig" bezeichnen, ein komisches Wort, sicher, aber damit habe ich seinerzeit die "Sommerhaus"- Geschichten abgetan (Jugendliche Westberlinerin entdeckt den Osten);
Aber bleibe ich beim Neueren: drei Geschichten über Liebe bzw. Beziehungen, über skurrile Reisebekanntschaften und über ein nichtstattfindendes Musikfestival im norwegischen Tromsö; Geschichten über Ersatzhandlungen, eigentlich wollen die Protagonisten stets anderes. Unvorhergesehene Zwischenfälle, vielleicht auch absehbar oder schon mal selbst erlebt; davon lebt "Nichts als Gespenster" und wird zu einem unterhaltsamen sehr guten literarischen Stöffchen. Vielleicht auch dem Umstand zu verdanken, dass J.Hermann trotz Erfolges keine Literaturmaschine wurde und sich für's nächste Werk Zeit lässt.
Hervorheben muss ich bei diesem Hörbuch, dass die Autorin selbst liest. Was oft aus einem gutem Buch via Hörbuch und Autorenstimme einen Fall für den Mülleimer macht, wird in diesem Fall durch Judith Hermanns rauchige Stimme geadelt. Sie kann es einfach.
"Nichts als Gespenster" von Judith Hermann
gekürzte Lesung von der Autorin selbst
Produktion SFB/Hörverlag 2003
3 CDs, 195 Minuten
Preis: 24,95 Euro
ISBN 978-3-89940-073-1
(Shanghai Drenger)