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Theaterkritik

Theaterkritik vom 18.10.2010

Kluck-Labor I - 16. Oktober 2010, Weimar, e-werk, Kesselsaal. Rund 150 Zuschauer sitzen, wo sie gerade Platz gefunden haben. Das Licht geht aus. Zwei Frauen und drei Männer, Schauspieler am DNT, stürmen los und hauen mit allen möglichen Gegenständen auf den Boden, gegen die Wand, gegen eine Leiter, gegen Rohre, gegen den Kessel. Ohrenbetäubender Lärm. Es klingt ein bisschen wie eine frühe Aufnahme der Einstürzenden Neubauten. Oder eine Probe der Sex Pistols bevor sie ihre drei Akkorde lernten. Als ganz vorne sitzender Kritiker machte man sich ein wenig Sorgen, dass sich die wütenden Akteure an einen zurückliegenden Verriss erinnern könnten, doch da zogen sie sich schon zurück auf die erste Etage über dem Eingang und flüchteten in eine Endlosschleife. Endlosschleifen sind der letzte Schrei am DNT. Endlosschleifen sind der letzte Schrei am DNT. Endlosschleifen sind der letzte Schrei am DNT. Man war in einem Workshop in einer fremden Stadt. Von der Stadt hat man nix mitgekriegt. Vom Workshop auch nicht. Nur die Kassiererin in der Caféteria war interessant.

Dann geht’s auf die andere Seite des Kesselsaals. Die Zuschauer müssen sich umgruppieren. Es folgen derbe Zoten, es wird eifrig geraucht wie in so manchen Regiearbeiten von Claudia Meyer und aus dem Emailverkehr zwischen Außerhaus-Autor Oliver Kluck und Geschäftsführer Thomas Schmidt zitiert. Man erfährt, dass der Autor nicht gerne Bahn fährt und Schmidt Anfang Juli in der Grußformel ein gutes Halbfinale wünschte.

Für die letzte Viertelstunde geht es dann an die Rampe zum Maschinensaal. Viel Pseudo-Intellektuellengeschwätz von Alt-68ern, die den Deutschen Herbst Anno 77 nicht verwunden haben. Eine weitere, letzte Endlosschleife bringt die erstaunliche Erkenntnis, dass jeweils einer den Analverkehr nicht genossen hat, der andere aber auf seine Kosten kam.

Dann ist die einstündige Performance zu Ende. Man hätte sich auch eine Stunde auf den Marktplatz stellen können, um dort das dumme Geschwätz der Leute zu belauschen. Das Resultat wäre ähnlich. Das Kluck-Labor besteht aus quasi zufälligen Momentaufnahmen ohne erkennbaren roten Faden. Kluck greift die allumfassende Inhaltsleere auf und stellt sie ungeschminkt dar. Er wertet nicht. Er trägt die Realität in das Theater und stellt damit beide radikal in Frage. „Alles an dieser Generation ist erbärmlich“, heißt es in einem anderen Stück von Kluck. Für die Metaebene heißt das: Alles am Kluck-Labor ist erbärmlich. Vermutlich ist genau das sogar intendiert.

Kluck-Labor I (Oliver Kluck)
Regie: Claudia Meyer
Premiere: 16.10.2010, Weimar, DNT, e-werk

(Oliver Kröning)

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