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Kommentar

Kommentar vom 26.09.2003

Das Weimar-Atrium und die Innenstadt - Machen wir eine kleine Tour durch Weimars Innenstadt. Wir spazieren direkt durch die Fußgängerzone, marschieren über den Frauenplan, drehen wieder um und schweifen den Markt, laufen am Herderplatz vorbei und kommen zum Goetheplatz.
So unterschiedlich und vielseitig diese Plätze auch sein mögen, es gibt eine Konstante, die Fremden, wie Einheimischen sofort auffällt.
Überall gibt es Läden.
Es gibt Taschenläden, Schuhläden, Buchläden, Klamottenläden, Drogerien, Brillenläden, Souvenirläden, Uhrenläden, Souvenirläden, Elektronikfachläden, Souvenirläden, Schreibwarenläden, und so weiter...
Kurz: Die Weimarer Innenstadt lebt von Geschäften. Hier kann man als Gast alles kaufen, was das Herz begehrt. Man kann sich in ein Cafe setzen oder in ein Museum gehen. Man kann das Theater besuchen, oder das ein oder andere Kabarett.

Wir schweifen ein wenig ab und gehen zum Weimarplatz. Hier befindet sich das ehemalige Gauforum und die von den Nazis genannte Halle er Volksgemeinschaft.
Lässt man mal kurz den historischen Kontext bei beiseite, ist der gesamte Komplex sehr beeindruckend und man überlegt vielleicht sogar, wie man es sinnvoll nutzen kann, ohne es einreißen zu müssen.
Josef Saller ging es wohl ähnlich, denn er will nun in die Mehrzweckhalle ein Einkaufs- und Erlebniszentrum bauen. Hier soll es – genau, wie in der Innenstadt – alles zu kaufen geben. Schuhe, Souvenirs, Bücher, Klamotten, CDs, und so weiter...
Udo Lindenberg geht noch weiter und will eine ständige Spielstätte etablieren.
Entsprechende Bauanträge wurden bereits genehmigt und es ist nur noch eine Frage der Zeit, wann es losgeht.
Man hat sogar den Kreis, den wir als Innenstadt bezeichnen erweitert, damit die Halle noch dazu gehört.

Obwohl es schon alles in der Innenstadt gibt, soll ein großes Zentrum gebaut werden, in welchem es alles noch mal gibt.
Bei den Reiseveranstaltern wird es vielleicht bald Wochenendangebote geben, in welchem nach Weimar fahren kann inklusive Besuch des Atriums. Kein Tourist wird sich mehr in die Innenstadt verirren. Die Läden werden über kurz oder lang pleite gehen und die schöne, schöne Innenstadt wäre leergefegt. Die einzigen, die sich darüber vielleicht freuen würden, wären die Skater.

Wir stehen also vor einem Konflikt. Entweder Wahrung von traditionellen Geschäften und einem angenehmen Innenstadtflair oder einem Schritt in die Zukunft.

Der Investor Josef Saller hat allerdings etwas gesagt, was wohl alle betroffenen Ladendenbesitzer ungemein beruhigt hat. Er hat versichert, dass es immer ausgeglichen sein wird und niemand seinen Laden schließen muss, weil seine Kunden ins Atrium abgewandert sind.
Wie allerdings will er das anstellen?
Will er im Atrium nur Dinge verkaufen lassen, die es in der Innenstadt nicht gibt?
Viel käme da nicht Frage. Autos vielleicht, oder Nähzubehör, Vielleicht sogar ein Großhandel für Autoreifen.
Ist natürlich nicht sehr lukrativ und würde den Zweck des Atriums nicht erfüllen.

Die Sache ist nämlich ganz klar. Meiner Meinung nach versetzt es dem Geschäftsleben in der Weimarer Innenstadt den Todesstoß.
Man erinnere sich zum Beispiel an einen gewissen Drogeriemarkt in der Fußgängerzone, nach dessen Eröffnung Musikläden in Weimar nach und nach schließen mussten. Oder ein Buchladen – ebenfalls in der Fußgängerzone – nach dessen Eröffnung die Thüringische Buchhandlung schließen musste.
Das eine hat natürlich mit dem anderen nichts zu tun und war einfach ein dummer Zufall, oder das Ergebnis eines schlechten Jahres.

Wie dem auch sei: Man hat keine Kontrolle darüber. Es wird ein blühendes Einkaufszentrum werden und die Leute werden keine Postkarten mehr von unserer schönen Innenstadt kaufen wollen.
Aber...die Skater freuen sich...

(Jan Witte)

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