Kommentar
Kommentar vom 10.10.2003
Eure Bretter roll'n nicht rund - Skateboardfahren in WE - Rein in die Kartoffeln – raus aus den Kartoffeln. Wenn es nicht zum Heulen wäre, dann müsste ich in einem deftigen Lachanfall über unsere Lokalpolitiker ersticken.
Doch es ist nicht lustig. Die Rede ist vom Spiel, welches die Herren und Damen Stadtparlamentarier hier mit Jugendlichen treiben. Die Rede ist vom Hickhack um, nicht den, sondern schlicht um einen Platz für die Skater.
Noch vor kurzem war ich geneigt respektvoll den Hut zu ziehen vor eben jenen Abgeordneten, die über alle Schatten hinwegzuspringen vermochten und doch relativ unkompliziert eine Variante akzeptieren konnten, die zumindest einen Kompromiss darstellte. Die Skater hatten fortan eine Möglichkeit, ihre Kunststückchen Publikumsnah am Frankeschen Hof neben dem aufwendig sanierten MonAmi vorzuzeigen. – Hatten!
Das Wunder von praktischer Politik hat nicht lange angehalten. Als Grund dafür wurde eine Marktordnung auf den Tisch geworfen und mit dicken Fingern darauf gepocht. „Das ist das Gesetz!“, wird eine donnernde Stimme dazu getönt haben.
Das hinterhältige daran ist, dass die unbekannte Donnerstimme, die sich diesen - ich nenne es Unsinn -ausgedacht hat, keineswegs als verständnislos für die Jugend getadelt werden kann. Vielmehr wird die Marktordnung dazu benutzt eine Kette zu schaffen, an deren Ende - und somit vor dem Nichts - wieder die Jugendlichen stehen. Müsste man sich nicht fragen, warum die gerade erst für gespendetes Geld gebaute provisorische Skateboardbahn dem Verkauf von Hemden und Pollundern weichen musste? Müsste man sich nicht fragen, wen und warum es überhaupt stört, dass Textilien auf dem Goetheplatz verkauft werden? Man müsste. Aber es fragt keiner. Stattdessen wird gehandelt. Noch ehe man sich versieht, ist die Rampe wieder abgebaut und der verlassene Platz sieht ob stahlkantiger Bordsteine um einiges seltsamer aus. Oder suchten findige Leute über diesen Umweg lediglich nach einer Möglichkeit das schreckliche historische Kopfsteinplaster zu glätten?
Wie dem auch sei. Die Weimarer Lokalpolitiker haben wieder einmal demonstriert, wie wertvoll ihnen die Sache Jugendlicher ist.
Shanghai Drenger 10-10-03
(Shanghai Drenger)