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Spielerezension

Spielerezension vom 20.02.2013

Good Friends - „Was? Ihr findet, dass ich faul bin? Ihr habt doch schon vorher abgestimmt, dass ich unordentlich bin! Mensch, was denkt ihr denn von mir?“ - Solche oder ähnliche Zitate hört man des Öfteren, wenn man mit einer Gruppe das Spiel „Good Friends“ spielt.
Good Friends erinnert von seiner Spielidee ein wenig an den Spieleklassiker „Privacy“. Nur das hier Einschätzungen über Andere, und nicht über sich selbst abgegeben werden sollen. Was das ganze natürlich um einiges brisanter macht. Denn: Nicht jeder kommt damit klar, gerade bei recht intimen Fragen, so unverblümt zu erfahren, welchen Eindruck man auf andere hat.

Aber mal ganz von vorne: Das Spiel „Good Friends“ enthält ersteinmal eine Unmenge von Fragekarten. Darauf stehen teils harmlose Fragen wie „Wer hat den größten Putzfimmel“ oder „Wer achtet am Wenigsten auf seiner Ernährung?“, aber auch Fragen wie „Wer ist der größte Aufreißer?“ oder „ Wer lügt am Meisten?“. Bis zu vier Mitspieler heften sich zu Beginn des Spiels einen farbigen Button an ihre Kleider. Dann zieht ein Mitspieler eine Frage und die Runde muss einschätzen, zu wem das Gefragte am ehesten zutrifft. Man kann dann entweder jeweils zwei Mitspielern eine passende Farbkarte zuweisen, oder gleich zwei Fabrkarten für Einen ziehen. Die Karten werden in eine Stimmbox in der Mitte der Spielschachtel geschmissen – natürlich ganz anonym. Niemand sieht, welche Farbe man hinein geworfen.

Wenn alle ihre Stimme abgegeben haben, beginnt der spannendste Teil. Jeder muss jetzt selbst einschätzen, wie er abgeschnitten hat. Es gibt drei Möglichkeiten: Entweder man legt eine Karte mit einem Minus verdeckt auf den Tisch – sprich man glaubt, dass man keine Stimme erhalten hat. Wenn man eine Plus-Minus-Karte legt, rechnet man mit Teilstimmen. Das Ziehen einer Pluskarte hingegen ist besonders mutig. Man spekuliert auf einen Sieg in der jeweiligen Kategorie. Jeder schätzt also, was die anderen wohl über ihn denken. Nicht ganz einfach!
Wenn man dann eine Entscheidung getroffen hat, legt man eine der drei Karten verdeckt vor sich auf denn Tisch. Jetzt wird die Stimmbox geöffnet und die Farbkarten werden ausgezählt. Tippt man richtig auf Sieg oder gar keine Stimme, erhält man ganze drei Punkte. Liegt man mit der Teilstimmenkarte richtig, so gibt es immerhin noch einen Punkt. Wer schlussendlich am selbst festgelegten Ende des Spiels, die Meisten Punkte hat, gewinnt.

Der Gewinner hat demnach also am Besten geschafft, einzuschätzen, wie Andere über ihn denken. Ob er durch den Gewinnen des Spiels im Endeffekt aber wirklich glücklich wird, ist eine andere Frage. Denn: Vielleicht wollte man das alles gar nicht so genau wissen, wie die Mitspieler in manchen Fragen über einen denken.
Man sollte sich also durchaus bewusst sein, auf was man sich da einlässt, wenn man „Good Friends“ zum Spiel des Abends auserkoren hat. Für Familien ist das Spiel vielleicht deshalb weniger empfehlenswert. Es könnte zu langen Streits innerhalb der Familie führen, wenn die Kinder noch etwas kleiner sind und die Aussagen nicht verarbeiten können. Empfohlen ist „Good Friends“ deshalb erst ab fünfzehn Jahren – und das ist auch gut so!

Dieses kommunikationsreiche Gesellschaftsspiel ist am Ehesten für einen gemütlichen Abend mit der WG oder im Freundeskreis zu Empfehlen. Zusammen mit der einen oder anderen Flasche Wein, muss man aber sicherlich aufpassen, denn Alkohol macht ja bekanntlich verdammt ehrlich. Sicherstellen sollte man auf jeden Fall, dass man nicht mit sehr nachtragenden Charakteren spielt. Wenn man es aber schafft, das Spiel mit Humor zu nehmen, kann man einen Abend mit „Good Friends“ sehr gut empfehlen. Nur bei wenigen Spielen wird sicherlich so viel mitgefiebert, gestichelt und gelacht …

Good Friends
Piatnik-Verlag
3-4 Spieler ab 15 Jahre
Preis ca. 30 Euro


(Lukas Ramsaier)

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