Bildarchiv
Bildarchiv vom 17.04.2013
Case 000-50-9 - So lautete die Teilbezeichnung des Buchenwald-Hauptprozesses der US-Army im Jahre 1945.
In dessen Umfeld mussten am 16. April 1945 tausend Bewohner Weimars das KZ Buchenwald besichtigen.
Vor 68 Jahren brachen sie bei frühlingshafter Witterung zum Ausflug in die Sommerfrische des Etterberges auf.
So zeigen es die Bilder des damaligen US – Kamerateams. Die Weimarer waren auf den Besuch eines vermeintlichen Freiluft – Arbeitslagers eingerichtet, in dem hauptsächlich Kriminelle und Kriegsgefangene interniert waren. Die gab es überall.
So wurde die Existenz des KZs von der offiziellen NS-Propaganda gerechtfertigt.
Den weiteren Besuchsverlauf erzählen dann bekanntermaßen die Bilder: Minutiös mussten die Weimarer den Beschreibungen der ausgeklügelten SS – Tötungsmechanismen beiwohnen. Erklärt von ehemaligen Häftlingen, die noch dazu imstande waren.
Spätestens beim Anblick der Berge übereinander gehäufter Leichen im Hof des Krematoriums waren die tausend dann von der Realität eingeholt worden. Wer nicht ohmächtig wurde, starrte unbeweglich auf den Ort. Oder abwesend in die Ferne.
Der Schock saß tief und die Reaktion der Weimarer ebenfalls. „…Nichts gewusst“ lautete die spontane Schutzbehauptung.
Deren ordinäre klassische Verlogenheit ist in die Geschichte eingegangen.
Überflüssig zu sagen, dass das zum Massenphänomen der NS-Vergangenheitsbewältigung wurde. Oder besser vielleicht Vergangenheitsüberwältigung.
Was auch bis heute immer wieder gern benutzt wird.
Im übrigen hatten die Weimarer Tausend noch ausgesprochen zweifelhaftes Glück: An anderen Orten mussten die Einwohner die toten Häftlinge bergen und bestatten.
(Claus Bach)