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Kommentar

Kommentar vom 01.03.2002

Abserviert. - Es scheint sich in der Thüringer Kulturpolitik die Tradition zu verfestigen, lautes Beharren zu belohnen und stilles Bewegen zu bestrafen. Jüngstes Beispiel dafür ist die gezielte Kappung des kulturellen Rahmenprogramms der Europäischen Sommerakademie.

Man erinnere sich: Seit neun Jahren gibt es in Weimar dieses Sommerhighlight. Die engagierten Damen der DIGIT, welche dieses Projekt maßgeblich geboren und zu verantworten hatten, warben jährlich Sponsorengelder bis zu 100000 Mark und mehr ein. In der damalig kulturträgen Sommerpause des Kulturstädtchens entstand so ein kulturell hochwertiges und intelligent konzipiertes Festival, welches Weimarer und ausländische Studenten gleichermaßen anzog. Moderne Klezmerklänge mit "Brave old world" in der Herderkirche oder die in heutiger

Zeit fast visionär anmutende Reihe "Guten Morgen, Abendland" seien hier als stellvertretende Exponenten benannt. Stets war es Markenzeichen der DIGIT, Künstler nicht nur "einzukaufen", sondern ihre unterschiedlichen Kulturen zu verbinden und damit Synergieeffekte zu schaffen. Das brachte Publikum und Akteuren gleichermaßen Spaß und erschloß Weimars Innenstadträume sowohl für stille als auch ausgelassene Begegnungen.

Nun hat das zuständige Bauhaus-Kuratorium den Vertrag mit der DIGIT schleichend auslaufen lassen. Verschanzt hinter finanziellen Bedenklichkeiten hat man hinter verschlossenen Türen eine eklatante Fehlentscheidung getroffen. Natürlich werden damit auch diverse Machtbestrebungen eines Herrn Mackrodt erfüllt, der als ehemaliger Vizepräsident der DIGIT und jetziger Bauhaus-Koordinator die ESA-Idee komplett an sich reißen kann.

Bestenfalls wäre dieser fatale Vorgang als indirekte Förderung von DNT und Kunstfest zu werten, denn die Kursteilnehmer der Sommerakademie werden nun per Kartenkontingent zu diesen Institutionen geleitet. Das schönt einige Bilanzen, doch ist es meines Erachtens ein Unterschied, ob man beispielsweise den Tanztempeln des Kunstfestes stumm huldigt oder im beschaulichen Ambiente des Kirms-Krackow-Hauses bei der Begegnung mit internationalen Dichtern seine neuerworbenen Sprachkenntnise ausprobieren kann.

So ist mit List und Intrige ein kleines, feines Rahmen-Festival leise beerdigt worden. Seine couragierten Mütter Julia Draganovic und Stephanie Erben versuchen den Schmerz konstruktiv zu verwinden und haben dem gezielten Ausbluten durch die Bauhaus-Uni einen sauberen Trennungsstrich vorgezogen. Den frisch installierten Entscheidungsträgern Bidlingmaier und Bauer-Wabnegg sei ins Stammbuch geschrieben: Neue Besen kehren angeblich gut, aber sie haben eben kein Gedächtnis...

(Matthias Huth)

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