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gefördert durch den Fonds Soziokultur
Kurzdarstellung des Projekts "Musitop Ost - DDR-Musik zwischen identifikatorischem Biotop und Ostalgiewelle"
13 Jahre nach der Wiedervereinigung feiert die untergegangene DDR fröhliche Urständ. Filme wie "Sonnenallee" und "Good bye, Lenin!" oder die verschiedenen "DDR-Shows" scheinen den Nerv der Zeit zu treffen. Und auch uralte DDR-Hits von City bis zu den Phudys sind plötzlich wieder "in", erstaunlicherweise auch und gerade bei Jugendlichen, die die DDR-Zeit gar nicht bewußt miterlebt haben.
Was sind speziell im Musikbereich die Hintergründe für die aktuelle Ostalgie-Welle? Was wird dabei tatsächlich von der (jetzigen und seinerzeitigen) Identität des Ostens transportiert? Warum fahren gerade Jugendliche auf die (Musik-)Kultur der DDR ab? Wie erleben und begründen Ost-Musiker unterschiedlicher Genres ihre aktuelle Popularität? Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede gibt es in der musikorientierten Sozialisation in Ost und West?
Das Projekt will diesen Fragen mit den speziellen kulturellen und medialen Möglichkeiten eines Lokalradios nachgehen und sie in Sendungen, speziellen Produktionen und kulturellen Veranstaltungen öffentlichkeitswirksam thematisieren. Wir wollen herausfinden und bewußt machen, inwieweit sich ein ostdeutscher "kultureller Kosmos" erhalten hat, wie er sich speziell über Musik definiert und welche Rolle er 14 Jahre nach der Wende für die Kommunikation von Jugendlichen spielt. Dabei sind folgende Aktivitäten vorgesehen:
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Inhaltliche Aufarbeitung
In Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern der Bauhaus-Universtität (Fakultät Medien), der Hochschule für Musik "Franz Liszt", der Friedrich-Schiller-Universität Jena und anderen soziologischen, musik- und kulturwissenschaftlichen Einrichtungen soll die Thematik in Sendebeiträgen und Veranstaltungen inhaltlich vertieft und aufbereitet werden; außerdem werden dabei auch ostdeutsche Musiker, Veranstalter und Produzenten zu Wort kommen, ergänzt durch aktuelle Umfragen bei "Mann/Frau auf der Straße". Vorgesehen ist eine spezielle Sendereihe "Musitop Ost", in der einmal wöchentlich Experten und Betroffene ausführlich zu Wort kommen.
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Produktion und Installation
Gemeinsam mit Studierenden der Fakultät Medien der Bauhaus-Universtität und in Weimar ansässigen "Ost-Musikern" sowie unter Einbeziehung von Archivmaterialien des "Sender Weimar" aus den Jahren 1953 bis 1989 werden opto-akustische Collagen produziert. Diese Collage, die die Jetzt-Zeit mit Splittern der DDR-Kultur verbinden und zur Auseinandersetzung mit der Thematik provozieren, werden an verschiedenen Orten der Stadt und im Äther (z.B. Schaufenster, Galerien, Cafés, Lokalfernsehen, Radio) ausgestrahlt.
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Veranstaltungen
Neben einer Abschlußveranstaltung, in der inhaltliche Ergebnisse des Projektes präsentiert werden, ist eine öffentliche Veranstaltung zur künstlerischen Auseinandersetzung mit den kulturellen Wurzeln Ost vorgesehen - mit Auftritten Weimarer "Ost-Musiker", Collagen aus Musik, Literatur und Theater und Elementen historischer wie aktueller "Festkultur Ost".
Ergebnisse
Themenstunden auf Radio LOTTE im Rahmen des Projekts "Musitop Ost - DDR-Musik zwischen identifikatorischem Biotop und Ostalgiewelle"
Hörprobe: "Klaus Voormann - per Zufall zu den Beatles", gesendet am 27.04.2005
Hörprobe: "Überreichweiten", die DDR in der aktuellen Kunst, gesendet am 13.05.2005
Hörproben: "Die DDR", Weimar - Schmuckkästchen des Ostens/Hinterlassenschaften der DDR, gesendet am 22.04.2005
Beiträge im Tagesprogramm von Radio LOTTE im Rahmen des Projekts "Musitop Ost - DDR-Musik zwischen identifikatorischem Biotop und Ostalgiewelle"
Hörprobe: Pankow, Telefoninterview mit André Herzberg, gesendet am 06.05.2005
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Besetzung der Band:
1983: Andre Herzberg (voc), Jürgen Ehle (g), Jäcki Reznicek (b), Rainer Kirchmann (Keyb), Frank Hille (dr).
1986: Herzberg, Ehle, Reznicek, Kirchmann, Stefan Dohanetz (dr).
1988: Herzberg, Ehle, Kirchmann, Dohanetz, Ingo Griese (b).
1993: Ehle, Kirchmann, Dohanetz, Jens Jensen (g b voc). -
Bandgeschichte:
Ab 1977 arbeitete die ehemalige Begleitband von Veronika Fischer als Gruppe 4 PS weiter. Nach dem Weggang von Franz Bartzsch bemerkten die verbliebenen Mitglieder Hille, Kirchmann, Reznicek und Ehle, daß ein solistischer Frontmann gut zu Gesicht stünde. Mit Hinzunahme von Andre Herzberg (voc, ex-Gaukler) nannte man sich ab 1981 Pankow und schrieb ein großes Stück DDR-Rockgeschichte mit. 1982 kam es zur Uraufführung des Rockspektakels "Paule Panke", dessen Text von Herzbergs Bruder Frauke Klauke stammte und der mit der Gaukler Rockband nicht umzusetzen war. Als Tonträger erschien das Stück erst 1990, da die Amiga-Höheren Einwände gegen die Darstellung des "sozialistischen Alltages" hatten. 1983 erschien die erste LP der Band, die älteres Material enthielt. 1985 ging Hille in den Westen, für ihn kam Stefan Dohanetz. Nach der Veröffentlichung einer weiteren Konzept-LP "Hans im Gück", sowie der LP "Keine Stars" verließ Reznicek die Band, um sich Silly anzuschließen. Sein Nachfolger wurde der ehemalige Rockhaus-Bassist Ingo Griese. Mit ihm entstand eine der aufregendsten DDR-Rockplatten "Aufruhr in den Augen". Das Die Texte der LP durch das Lektorat kamen, war auch 1988 eine Sensation, hieß es doch im Titel "Langeweile": " Das selbe Land zu lang gesehn, die selbe Sprache zu oft gehört, zu lange gewartet, zu lange gehofft, zu lange die alten Männer verehrt". Pankow war 1989 Mitunterzeichner der Rockerresolution. 1990 stieg Herzberg aus, um solistisch weiter zu arbeiten. Für ihn kam Jens Jensen. Nach der Rückkehr Herzbergs löste sich die Band 1998 auf.
Internet www.andreherzberg.de und www.jackireznicek.com
(Der Artikel entstand unter Verwendung des "Rocklexikon der DDR" von Götz Hintze, Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, 1999, ISBN 3-89602-303-9 ) -
Discografie:
Kille Kille (Amiga - 855 994 1983)
Hans im Glück:(Amiga - 856 097 1985)
Keine Stars: (Amiga - 856 170 1986)
Aufruhr in den Augen (Amiga - 856 294 1988)
Paule Panke - Ein Tag aus dem Leben eines Lehrlings. Live 1982: (Mitschnitt aus dem Berliner Haus der Jungen Talente vom 4.02.1984 - 856 473 1989)
Egal / Inge Pawelczik (Amiga Single - 456 508-1982),
Die wundersame Geschichte von Gabi / Rock'n'Roll im Stadtpark (Amiga Single - 456 524-1983)
Er will anders sein / Wetten, du willst (Amiga Single - 456 574-1985)
Isolde / Gut nacht (Amiga Single - 456 585-1985)
vierer pack (buschfunk 1993)
Hörprobe: Veronika Fischer, Früher, heute und ein aktuelles Album, gesendet am 20.05.2005
Hörprobe: Die Puhdys, Telefoninterview mit Peter Meyer, gesendet am 15.04.2005
Portrait Reinhard Lakomy, gesendet am 29.4.2005
Nicht nur "Mary Lou" ist eine von Reinhard Lakomys Held-Innen auf der wohl bekanntesten seiner Platten: dem Traumzauberbaum. Aber auch andere Scheiben, wie Schlapps & Schlumbo oder Mimmelitt - das Stadtkaninchen waren (um nur einige zu nennen...) aus fast keinem DDR-Kinderzimmer wegzudenken. Wenn es um Kinderlieder geht, wird Reinhard Lakomy in einem Atemzug mit Gerhard Schöne genannt: an die meist zeitlos lehrreichen, liebevollen & lustigen musikalischen Abenteuer-Geschichten erinnert sich auch mancher "Jetzt"-Erwachsene gern. Aber auch die "damaligen" Erwachsenen, also die Eltern der "DDR-Kinder" hatten ihr kleines Akustisches Amusement: hatten diese Geschichten oft ihre zweite heimlich real-politische Ebene, welche unter dem Deckmantel des Kinderliedes ihnen nicht selten aus dem Herzen sprachen... Seit 1978 hat Reinhard Lakomy mindestens 10 Kinderlieder-Platten herausgebracht - und seine erste "Kinderrevue" fand auch bereits 78 im Friedrichstadt-Palast statt. Am letzten Wochenende war er im Rahmen seiner "Traumzauberbaum-Musical-Tournee" auch bei uns in Weimar am DNT.
Weiteres im Programm
- Die tägliche Lesung 9:25 Uhr "Schokoladenkind" von A. Zöllner, anschließend ostdeusche Musik von Rock bis Liedermacher
- Kooperation mit dem ACC Weimar und Präsentation der Ausstellung Überreichweiten, ein Ausstellungsprojekt zur aktuellen Wirkung der DDR-Kunst.