Kommentar
Kommentar vom 28.03.2002
Mehrzweck - Ohne Orientierung ist der Kurs. Das Schiff ist riesig und die Mannschaft unbekannt - wenn der Schein nicht trügt. Die Rede ist vom Mehrzweckgebäude am Weimar Platz.
Die Bauarbeiten sind im vollen Gange und die Pläne bislang unter Verschluss. Der Verdacht drängt sich auf, das die Stadt einem Investor namens Saller zu Füssen kriecht, ohne einen funktionalen und gestalterischen Anspruch klar zu vertreten.
Geplant ist ein sogenanntes "Welcome-Center" mit vielen Busparkplätzen. Die Tagestouristen sollen nach Ankunft in ein "Weimar-Atrium" geleitet werden, wo sie dann mittels Multimediawänden das Interesse an einem längeren Aufenthalt und den angebotenen Dienstleistungs- und Kaufangeboten finden sollen. Und das alles gepaart mit etwas Wellness.
Eine Millionen Besucher pro Jahr werden erwartet - welch Aushängeschild für die Stadt, und das mit Sicherheit auf längere Zeit. Und da taucht unweigerlich die Frage auf: In welchem Kontext steht das Ganze und welche Absicht steckt dahinter?
Als wichtiger Bestandteil des ehemaligen Gauforums lief für dieses Ensemble 1999 ein international ausgeschriebener Architekturwettbewerb. Eine Berücksichtigung dessen ist nicht erkennbar. Vielmehr wird ein Teil konzeptionslos herausgelöst und vermarktet. Unterhaltung, Event und Entertainment sind die Schlagworte ganz nach amerikanischem Vorbild. Ein italienischer Markplatz mit den Motiven der Rialto-Brücke, des schiefen Turm`s von Pisa oder des Campanile soll über 3 Geschosse eingebaut werden. Fitness, Foodcourt, Fun und Bowling gesellen sich dazu. Und von außen lässt in der Fassadengestaltung der Palast der Republik schön grüßen.
Am 8. April nun soll in einer Bürgerstunde das schon im Bau befindliche Projekt der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Bislang hat der Gestaltungsbeirat der Stadt die Pläne nicht zu Gesicht bekommen. Ansonsten schweigen alle Ämter auf Anfrage. Aus welchem Grund auch immer. Warten wir es ab.
(Mathias Buss)