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Tonspur

Tonspur vom 25.11.2013

Farewell Dear Ghost (Christian Faludi) -
Kennst Du das? Eine neue, Dir unbekannte Band veröffentlicht eine Single, die Dir so richtig gut gefällt und dann wartet man und wartet und wartet…schaut auf den einschlägigen Streaming-Portalen wöchentlich nach, und da ist…nichts.
So ging es mir bis zuletzt mit der Band Farewell Dear Ghost, die im Sommer mit der Single „Cool Blood“ aufschlugen und dann bis November nicht mit dem Rest rausrücken wollten. Rückblickend muss ich dazu sagen: Nicht nur das Warten hat sich gelohnt; auch der Zeitpunkt der Veröffentlichung hätte nicht besser gewählt sein können. Denn das Debut von Farewell Dear Ghost mit Namen „We Colour The Night“ ist Melancholie pur. Und wo passt das besser hin und trifft den Nerv der Hörer am tiefsten, als im Herbst?

Wenn die Tage früher dunkel werden und mich das Grau der Vorstädte besinnlich macht, genau dann will ich sowas hören. Wäre es mir auf die letzten warmen Spätsommertage in die Hände geraten, hätte ich das Album vermutlich weggelegt; wäre stattdessen lieber nochmal zum See gefahren und hätte die gute Stimmung mit einem fröhlichen Soundtrack untermalt. Aber jetzt ist das anders; jetzt will ich Zigaretten rauchend am Ofen sitzen und solche Musik hören.

Farewell Dear Ghost kommen nicht – wie man beim ersten Höreindruck aufgrund des Sounds oder des ordentlichen Englischs vermuten könnte – aus Großbritannien oder den USA. Vielmehr handelt es sich hierbei um das Projekt des Grazer Musikers Philipp Szalay. Der hierzulande noch weitgehend unbekannte Musiker konnte sich bislang ausschließlich in Österreich einen Namen als Singer/Songwriter machen und legt nun mit „We Colour The Night“ ein mehr als beeindruckendes Debut hin. Beinahe eineinhalb Jahre hat er damit zugebracht, seine Songs im Studio aufzubauen, umzuschichten, auszuschmücken. Dabei ist aber nicht – wie leider allzu oft – das fragile Kostüm der lang gereiften Titel zerbrochen und wurde anschließend mühsam wie auch fragwürdig wieder zusammengekleistert. Vielmehr ist etwas entstanden, das authentisch klingt, Atmosphäre birgt und auch vermittelt. Irgendwie ist hier alles in sich stimmig, baut aufeinander auf und wird nie langweilig. Vor allem bestechen die Songs durch ihre ausgetüftelte Detailfülle, sodass man auch beim zwölften Hören noch Neues entdecken kann. Eine richtig gute Platte eben, die ich auch gern vom ersten bis zum letzten Titel durchspielen mag.
Und das auch obwohl die Geschichten in „We Colour The Night“ keine leichte Kost sind. Man nehme nur die erste Zeile des Albums aus dem Titel „Demons“, wo es heißt: „You told me they´d go away.“ Der Einstieg ist Programm und ja, hier hat jemand zweifellos schmerzhafte, autobiographische Erfahrungen verarbeitet. Aber keine Bange! Das tut beim Hören nicht weh. Denn Szalay klagt nicht, klingt nicht etwa traurig; vielmehr transportiert er Optimismus über den ganzen Spannungsbogen der Platte hinweg. Die Songs sind deshalb auch keine Herzschmerz-Balladen; vielmehr sind es hymnische Indiepop-Nummern, in denen Geschichten erzählt werden, deren so manche Zeile von traurigen Mädchen in ein Quartheft gekritzelt sein könnte. Und eben jenen sei diese Platte daher besonders ans Herz gelegt.

(Christian Faludi)

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