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Tonspur

Tonspur vom 08.02.2014

The Anna Thompsons - "The Anna Thompsons" - Ist das eigentlich schon eine Form von Chauvinismus, darauf hinzuweisen, dass es sich um eine Frauenband handelt; was man bei Männern (Jungens) höchstwahrscheinlich nicht machen würde? Es gibt so viele Dinge, auf die man achten muß in dieser Zeit. Wo man versucht, in allem korrekt zu sein. Wo man nicht mehr Negerkuss sagen darf, sondern irgendein zusammgestöppeltes Wort, das sich schon aufgrund seiner Sperrigkeit in keinem Wortschatz wiederfindet.
Aber es ist schon eine Art Geheimnis, warum junge Leute sich zusammenfinden, um Musik zu machen - jedenfalls dann, wenn es sich um vier junge Damen handelt. Männer sind da einfacher gestrickt. Man trifft sich, um Bier zu drinken, cool zu sein und Mädchen zu beeindrucken. Naiverweise könnte ich mir vorstellen, dass es bei ihnen um Musik geht und vielleicht noch um den Fakt, dass irgendwann so ein alter Knilch wie ich diese CD in die Hände bekommt und sich freut, dass es immer wieder solche Bands gibt, die einfach unbekümmert Gas geben; ob sie nun Those Dancing Days, Razika oder eben The Anna Thomsons heißen.

The Anna Thompsons sind vier Frauen, die aus der ganzen Welt, genauer gesagt Amerika und Spanien, dem Ruf des Rock’n'Roll nach Berlin gefolgt sind. Im Detail besteht die Band aus Ambika Thompson (Gitarre/Synthie/Gesang), Karen Thompson (Bass/Gesang), Ana Catalá (Gitarre/Synthie/Gesang) und Kristen Munchheimer (Schlagzeug/Gesang). Nach der Gründung im Herbst 2011 versuchten sie ihr musikalisches Glück erstmal mit Coversongs von Kate Bush, Wire und Joy Division. Schnell mussten sie sich allerdings eingestehen, dass sie dafür nicht gemacht sind. Es hörte sich mehr nach einem Katzenorchester an, als nach einer Frauenband, wie sie selber sagen. Sie selbst bezeichnen ihr Musikkonzept als "vierkugeliger Bananensplit garniert mit einer großen Portion Pommes".

Mit den ersten eigenen Songs ging es in die Kreuzberger Kellerclubs, in denen sie ihre mittlerweile legendären Shows spielten. Bei einer wurde King Khan von King Khan & The Shrines auf die Band aufmerksam und lud sie zu Aufnahmen in sein Studio ein. Mit ihm als Produzenten und spirituellem Guru gingen The Anna Thompsons dann zwei Monate später ins Paul-Linke Studio, wo ihr Debütalbum eingespielt würde, das nun ende Januar erschienen ist.

Thematisch geht es in den Texten um Jungs, Spaß, Sex. Aber auch die eine oder andere Kritik am System ist zu hören. So zum Beispiel in „Hey Pony“, einem Song uber Pferdefleisch-Lasagne, oder das wütende „Spain-Attacks“ beschäftigt sich mit der Wirtschaftskrise in Spanien.
Ich habe eine Schwäche für Mädchenbands und freue mich, dass es Euch da draussen gibt. Für das nächste Album müßten sich die Mädels sicher wieder mehr einfallen lassen. Aber solange erfreuen wir uns am Debüt “The Anna Thomsons”! An der Stelle nun - Unicorn!

(dennis klostermann)

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