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Tonspur

Tonspur vom 02.03.2014

The Notwist Close To The Glass -

Vor einiger Zeit kaufte ich mir das Buch „Gebrauchsanweisung für moderne Kunst“, um meine künstlerische Karriere anzukurbeln. Es ist immer gut den Markt zu kennen, wie Kritiker ticken und was beim Publikum ankommt. Den Künstler verstehen, was viel Platz im Buch ein nimmt, brauch ich nicht, da ich ja selbst derjenige bin, der seinen verschrobenen Gedanken einen Ausdruck verleihen möchte.
Ich hab das Buch noch nicht durch, der Zeit lese ich die Kapitel in denen es um zeitgenössische Kunst geht, auf Leinwand, als Gegenstand, als Idee, als Provokation und als irgendwas anderes behandelt wird.
In diese Zeit platzte die Information, das sich eine Neue Notwistplatte ankündigt, mit einer merkwürdigen Regelmäßigkeit von sechs Jahre beglückt uns das Weilheimer Kollektiv mit neuen Veröffentlichungen, aber um so schöner! Kurze Zeit später hatte ich die Promoscheibe in meinem Player, Close To The Glass heißt das Ding, jippie, und los geht’s mit „Signals“, naja, ein merkwürdiger Einstieg, merkwürdiges Elektrogeblubber, geblieben ist der typische eigenartig nasale Gesang von Markus Acher, okay, Notwist steht eben nicht für Mainstream, der zweite Titel ist „Close To The Glass“ , der Titeltrack und Singleauskopplung und Nummer 2 auf der Platte, der meist der Hit ist, aber auch hier müssen die Gebrüder Acher und Herr Gretschmann alias Console etwas anders machen. Merkwürdiges Gekloppel in einem merkwürdigen Rhythmus und auch dieser Song zündet nicht so richtig. Die Fragezeichen um die Platte werden größer, Titel drei Kong, ahh, das ist also der Hit und das ist er wirklich, sofort wird man in die Zeit von „Neon Golden“, mit solcher Hits wie „Pilot“ oder „Boneless“ zurückversetzt. Na bitte sie können es doch noch, aber scheinbar haben sie keinen Bock es ständig zu beweisen.
Das Album läuft weiter, aber ein echter Hit kommt nicht mehr und das erste Hörerlebnis ist recht ernüchternd, das Indie-, Nostalgiefeuerwerk ist irgendwie ausgeblieben.
Ist es „Kunst“ wenn ich es nicht verstehe? - in meinem neuen Buch finde ich dazu leider keine Antwort...

Aber was habe ich eigentlich erwartet, von einer Band die seit 25 Jahren für hinterfragende Innovation und grüblerische Sounds steht und wer ist es eigentlich , der sein Umfeld ständig nervt, wenn diese seit 20 Jahren zu den immer gleichen Hits abgehen, ich sage nur „Give it away“. Da heißt es noch mal ran und wie die Skispringer nach einem Sturz, gleich nochmal auf die Schanze sollen, nehme ich die CD erst gar nicht aus dem Player und drücke nochmal Play, ...okay nochmal „Signals“, noch immer ist der Song sperrig, aber er wartet am Ende mit einer kleinen Versöhnung auf, in Form eine Melodie. Ähnlich ist es mit „Close To The Glass“ auch hier bekommen sie die Kurve in drehen in Richtung Song ab. Auch der Rest der Platte wird vielschichtiger – wie zb. 7 Hour Drive – in dem die Herren nochmal richtig in die Feedbackgitarrenkiste greifen und man an My Bloody Valentine oder Sonic Youth erinnert ist. Am Ende gönnen sich The Notwist mit „Lineri“ noch einen Instrumentaltrack der einfach nur dahin schwebt ohne intellektuellen Überbau, der einfach nur schön ist.

Es ist auch eine besondere seltene Qualität die für die Band spricht, eine Platte herauszubringen von der man weiß, bei jedem Durchlauf wird sie besser, wenn ich sie mir erarbeiten muß und will.
Auch für den Kritiker ist es nicht so einfach, im Grunde genommen muß er diese Platte gut finden, schon weil sie sich ihm verweigert, aber das kann man ja nicht schreiben. So gesehen ist im Hause Notwist dann doch alles beim Alten geblieben, nur eben neu und bis zur nächsten Platte ist genug Zeit!

Gebt der Platte eine Chance und an dieser Stelle nun „Signals“

(Dennis Klostermann)

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