Hörbuchrezension
Hörbuchrezension vom 18.03.2014
Die Analphabetin, die rechnen konnte - Jonas Jonasson ist mindestens seit seinem Bestseller „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ beinahe in aller Munde. Nun hat er mit dem Roman „Die Analphabetin, die rechnen konnte“ nachgelegt. Nicht nur in Papierform, sondern auch im Hörbuchbereich. Shanghai Drenger und Juli Thiele haben das Hörbuch vorgestellt.
Juli Thiele:
Ist dieses Buch ebenso großartig wie das vom Hundertjährigen?
…
Shanghai:
Jein! „Die Analphabetin ...“ hat zwar ebenso wie das andere vom „Hundertjährigen …“ seine Höhepunkte und großartigen Momente, alles in allem aber wirkt es doch ein wenig wie ein zweiter Aufguss des Ersteren. Also, beim „Hundertjährigen ...“ ging es ja darum, dass ein unscheinbarer alter Mann loszieht und mehr oder weniger unabsichtlich die Welt bereist und dabei ebenso unabsichtlich die Geschichte des gesamten vergangenen Jahrhunderts maßgeblich beeinflusst. Bei der „Analphabetin ...“ geht es zunächst ähnlich zu. Ein kleines schwarzes Mädchen in Südafrika, welches zunächst als Latrinenarbeiterin in einem Slum arbeitet, ist die Heldin der Geschichte. Die lernt durch irgendwelche zufälligen Umstände rechnen, was sie in eine sozusagen gehobene Position versetzt. Ihr Traum allerdings ist es, eines Tages lesen zu lernen und die Nationalbibliothek in Johannesburg zu besuchen, was in Zeiten der Apartheid aber ein Traum bleiben muss.
Dennoch gelingt es ihr, da irgendwie raus zu kommen aus diesem Slum und dann geht die Odyssee los. Also, wieder eine Reise durch die Welt, diesmal nicht so ausschweifend wie beim „Hundertjährigen ...“, aber ähnlich. Das wirkt dann doch alles wie eine Wiederholung mit anderen Vorzeichen.
Juli Thiele:
Du hast die Frage nach der Großartigkeit eben mit einem entschiedenen „Jein!“ eingeleitet. Es gibt aber auch Gutes darüber zu sagen?
…
Shanghai:
Zweifellos. Die Geschichte wirkt zwar, wie gesagt, ein wenig wiederholt, aber trotz allem ist es eine eigene Geschichte, die es durchaus in sich hat. Sie ist mitunter sehr witzig. Die Heldin findet sich eines Tages, wie kann es anders sein, in Schweden wieder, wo sie einen klugen jungen Mann namens Holger kennen lernt. Der wiederum hat einen Zwillingsbruder, der ebenfalls Holger heißt, das hat etwas mit der Einfachheit seines Vaters zu tun, jener Holger 2 aber ist intellektuell das Gegenstück seines gebildeten Bruders. Das alles ist ziemlich witzig, wie ich finde und es hat einen großen Unterhaltungswert.
Ganz großartig aber ist – am Hörbuch – die Besetzung der Lesenden. Das ist nämlich keine Geringere als Katharina Thalbach. Die muss man mögen, es gibt auch Leute, die die nicht ab können, aber wenn man sie mag, so wie ich, dann sind alle Tore zum Vergnügen offen. Und für diese Rolle der selbstbewussten straighten Frau, die ihren Weg geht, ist Katharina Thalbach natürlich Bestbesetzung. Ganz großes Hör-Kino, sozusagen.
Juli Thiele:
Katharina Thalbach liest Jonas Jonassons Roman „Die Analphabetin, die rechnen konnte“. Shanghai, sag doch noch was zur Hörbuchausgabe!
…
Shanghai:
Dieses Hörbuch ist 2013 im Hörverlag veröffentlicht worden. Geschrieben, wie gesagt, von Jonas Jonasson, und gelesen von Katharina Thalbach. Das Hörbuch besteht aus 6 CDs mit einer Gesamtspieldauer von 7 Stunden und 50 Minuten. Es ist also ein ordentlicher Brocken, trotzdem leicht verdaulich. Im Handel ist das Hörbuch für rund 22 Euro zu haben. Als Download gibt’s das ein bisschen preiswerter.
ISBN:978-3-86717-887-7
(Shanghai Drenger)