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Tonspur vom 22.04.2014

WOVENHAND: “Refractory Obdurate” -

Heute schon mal raus gegangen und sich richtig aufgeregt, machen sie mal, das befreit ungemein auch wenn es nicht immer zur Problemlösung beiträgt. Gehen sie raus und entwickeln sie ein konstruktives Gefühl etwas verändern zu wollen. Es gibt so vieles was man in sich reinfrisst und je länger man das macht um so mehr frisst es dich.

Aber mit geht es um die Wut, das man Dinge die offensichtlich schief laufen, nicht ändern kann, das man ein Dasein als kleines Licht frißten muß und die Mächtigen einfach nicht vorbei kommen und dich nach Rat fragen, obwohl du es doch besser weist, das alle Genmais fressen sollen obwohl es keiner will, außer der Typ der dir den Mist verkauft und die Chemiefirma, die die Schädlingsbekämpfungsmittel für die achso schädlingsresistenten Mais herstellt. Es macht mich wütend, das durch die Hintertür unsere Europäischen Nahrungsmittelstandards ausgehebelt werden sollen um unter dem Deckmäntelchen eines Freihandelsabkommen die lackseren amerikanische Standarts eingeführt werden.

Oder haben Sie letztens die Echoverleihung gesehen, wo dicke MusikBWLér mit gegeelten Haaren dir Schlager als grosse Kunst verkaufen, die Duddelmugge als Musik bezeichnen, die Castingshows für musikalische Innovation halten, die dir erzählen das Helene Fischer des Nonplusultra der deutschen Musiklandschaft ist. Eine Veranstaltung wie ein Schlag in die Fresse für jeden der versucht seine Musik zu machen. Seelenlose Kapitaloptimierung mit austauschbaren Gesichtern und jeder der da ist bekommt einen Preis in irgendeiner Fantasierubrik ob berechtigt oder nicht kann doch eh keiner nachprüfen. Bestes Video, Beste Sängerin, das ist übrigens Ina Müller geworden und ich hoffe es ist ihr selber peinlich, bester Nachwuchssänger Avil Tawil, dem das garantiert nicht peinlich ist und so weiter. Ich meine was wollen sie später ihren Kinder erzählen, wollen Sie ihren Sohn sagen, wir hatten ja nüscht anderes als Dieter Bohlen DJ Ötzi und Andrea Berg. Wenn Sie diesen verachtenden Blicken entkommen wollen regen sie sich mal auf, machen sie was dagegen, sagen sie laut und vernehmlich „Nein nicht mit mir!“, seinen Sie wieder mal richtig wütend!

Ich weis nicht was David Eugene Edwards so wütenden macht, den sein Thema ist die Spiritualität, um es vorsichtig auszudrücken, andere würden sagen, er ist im Auftrag des Herrn unterwegs, einer der letzten Wanderprediger und ich glaube er meint es erst!.
Edwards gründet Anfang der 90ziger Jahre die Formation 16Horsepower. Ihre Musik war immer eine Mischung aus Country, Folk und Rock, allerdings nie in der fröhlichen Variante, alles um schwebte eine ganz eigene Art von Düsternis.
Ich empfehle gerne Ihre letzte Platte und Meisterwerk „Folklore“. Wovenhand wurde in dieser Zeit vom Nebenprojekt zur Hauptband, das ist auch schon wieder 12 Jahre her. Die Alben waren vor allem melancholisch mit wunderschönen Balladen mit einer nur selten gehörten Tiefe. So kann man auch die Nachfolge eines Johny Cash antreten. Warum nicht, warum nicht etwas das erfolgreich zu sein scheint fortsetzten. Sich Treu bleiben oder sich neu erfinden, Wovenhand versucht beides und das höchst beeindruckend.
Schon auf seinem letzten Album „The Laughing Stalk“ hat er das Tempo angezogen und wo er im Konzert früher nur gesessen hat, steht Edwards auf schnalt sich eine Gitarre um und rockt das Haus.

Diese Woche kommt “Refractory Obdurate” heraus und es ist ein wahres Monster an Dynamik und Wucht geworden. Ich könnte mir vorstellen das der alte Melancholische Wovenhand Fan schwer am Album zu kauen hat.
„Corsicana Clip“ eröffnet das Album so, wie man es sich von einem Wovenhand-Album eigentlich erwartet: Eine eingängige Banjola-Melodie samt treibenden Rhythmus geben Edwards’ Gesang noch mehr Dringlichkeit, bevor sich der Song schließlich immer mehr in ein Klangdonnerwetter verwandelt. „Masonic Youth“ trifft einen mit hypnotischen Drums und satten Riffs, um kurz vor dem Ende mit einem Keulenschlag gleich nochmal die Schlagzahl erhöhen. So brachial und eiskalt war der Wovenhand-Sound noch nie. Das hymnisch anmutende „The Refractory“ lässt dann Bilder im Kopf entstehen, die sich beim Hören eines Albums der Band aus Colorado so gut wie immer aufdrängen. Mit „Good Shepherd“ folgt dann jenes Stück, das bereits auf der letzten Tour präsentiert wurde. Gleich im Anschluss an das bereits heftige „As Wool“ vom Stapel gelassen, überrascht der Track jetzt mit noch messerschärferen Riffs, und unterstreicht den musikalischen Richtungswechsel mit metallenem Nachdruck.

Ein Hammer Album, das schon jetzt zu den Höhepunkten des Jahres zählt und es fällt diesmal schwer einen Titel herauszunehmen, da das Album so geschlossen wirkt – ich habe mich entschieden „Good Shepard“ an der Stelle – und seien sie mal wieder wütend!

(Dennis Klostermann)

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