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Tonspur

Tonspur vom 19.05.2014

Highasakite - Silent Treatment - Persönliche Geheimnisse geben ja die wenigsten gerne Preis. Ausnahme: Die Musikmenschen im Radio, zumindest sollte das so sein. Wenn es für sie nämlich eine Mission geben soll, dann die, tolle Musik zu spielen, auf die man sonst vielleicht nicht kommen würde. Eine niederländische Freundin, die mir immer ihre Musikgeheimnisse verrät, damit wir gemeinsam Konzerte besuchen können, hat mir vor einiger Zeit die auch niederländische Internet-Seite 3voor12 Luisterpaal ans Herz gelegt. Das ist wie die Vorhörstation im MediaMarkt um die Ecke, nur ein bisschen überschaubarer und ohne komische Comedy-DVDs in Sichtweite. Viele neue Alben werden dort, zum Teil auch vorab, temporär online gestellt und es macht Spaß, sich einfach mal durchzuklicken.
Vor ein paar Wochen entdeckte ich dort das neue Album von Highasakite, „Silent Treatment“. Highasakite hatten wir schon mal im Programm, und auch wenn „My Soldier“ damals ein super Song war, hatte ich mich nicht weiter mit ihnen beschäftigt. Diesmal dann doch, auf gut Glück, und dann die nächsten Tage mit wenig anderem. High as a kite sein ist ja so was wie auf Droge und hyper hyper, all day long. Was man nach so einem Bandnamen erwarten kann an Musik, ist ziemlich schwer vorauszusagen und wenn man es versucht, ist das Ergebnis gruselig. Und garantiert hätte ich Anderes vermutet als die innovativ-ätherisch-luftige Musik der Band. Indiepop im weitesten Sinne, aber mit so vielen anderen Genres und fast sogar - Obacht, schwieriges Wort - Weltmusik.
Aber fangen wir von vorne an: Die Band kommt aus Norwegen und die Namen der Bandmitglieder spare ich mir jetzt einfach mal, ich spreche sie garantiert sowieso falsch aus. Wobei Sängerin und Songschreiberin Ingrid Helene Håvik vielleicht schon recht wichtig ist. Der gute Bon Iver ist Fan und hat die Band mit auf Tour genommen und das reicht für viele bestimmt schon, um Highasakite fast genauso zu vergöttern wie ihn. Mir nicht unbedingt, aber der Mann hat ja Geschmack.
Zurück zum Album; seit seiner Entdeckung tönt es aus meinem Zimmer jede Minute anders, mehr oder weniger gesellschaftstauglich. Schrille hohe Töne, saucooler Ethnobums, wilde Flöten oder fast nur ruhiger Gesang. Das klingt wüst, ist aber eingängiger und poppiger als man denkt und vor allem spannend. Man frage nicht nach dem roten Faden, so etwas wird manchmal dann doch überbewertet. „Silent Treatment“ ist extrem abwechslunsgreich von sphärisch-melancholisch-introvertiert bis hin zu Untermalungen von rennenden Gazellen in Naturfilmen, oder so. Musik ist halt schwer zu beschreiben und das seltsame Kopfkino nur schwer unter Kontrolle zu bringen. Welche Tiere auch immer galoppieren, weite Flächen in fernen Ländern dürften in fast jedermanns Kopfkino vorbeiziehen. In Titeln wie „Iran“ und „Hiroshima“ wird dieses exotische Element dann auch vorweg genommen, wobei vor allem bei „Iran“ die Instrumente am Ende völlig ausrasten. Und dann kommt ein Song wie „Darth Vader“ um die Ecke und ist alles andere als düster, sondern ein Ohrwurm voller Ooh-ooh-ooh!
So, Geheimnis preisgegeben: „Silent Treatment“ von Highasakite ist ein wenig highasakite, hyperaktiv in seiner eklektischen Abgrasung aller möglichen Genres, aber dabei, zumindest meistens, alles andere als anstrengend, sondern spannend und gelungen, auch dank einiger Entspannungspausen.
Nun tut mit diesem Geheimnis, was ihr wollt. Geht nach draußen, galoppiert damit über die Prärie Thüringens und summt tausend neue Ohrwürmer.
Ein ganz großer, heißer und toller Kandidat dafür: Highasakite mit „Leaving No Traces“.

(Laura Eigbrecht)

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