Tonspur
Tonspur vom 02.07.2014
Lee Fields - Emma Jean - Zur heutigen Tonspur muß ich nicht extra eine Geschichte erfinden, denn über den Mann, um den es hier und heute gehen soll, gibt es genug zu erzählen. Ladies and Gentlemen – Mister Lee Fields!
Er veröffentlichte am 3. Juni sein drittes Studioalbum auf dem renommierten New Yorker Label “Truth & Soul”. Nach “My World” und “Faithful Man” nennt er es "Emma Jean", benannt nach seiner Mutter, das ist doch mal schön.
Der Mann vereint in sich 45 Jahre Musikgeschichte und ich versuche es mal kurz zusammen zu fassen. Wie so viele seiner Vorbilder, meldet sich der junge Lee Fields beim örtlichen Kirchenchor seiner Heimatstadt Wilson im US-Bundesstaat North Carolina. Geprägt von den Memphis-Sounds der 60er um Al Green, Otis Redding und Isaac Hayes, aber selbstverständlich auch von den Temptations, Eddie Floyd und dem Godfather Of Soul, singt er bei der Aufnahmeprüfung einen James Brown-Song. Schnell hat er den Spitznamen Little JB weg.
"Das lag an der Ähnlichkeit, meine Stimme ist der von James Brown recht ähnlich. Ich glaube, das liegt auch an dem riesigen Einfluss, den er auf mich hatte und hat. Aber Leute, die meine Musik kennen und mögen, merken, dass es da einen Unterschied gibt. Einen gewaltigen Unterschied."
So arbeitet er die 60er, 70er Jahre als Sänger u.a. mit Bands wie Kool and the Gang, Sammy Gordon and the Hip-Huggers und Little Royal zusammen.
"Die 80er waren ziemlich lahm. Die Stunde schlug eher für House, Dance und den kommerziellen Typus des Soul. Musik, die die Industrie nach oben pushte. Für viele, die Soul machten, war das eine sehr schwere, traurige und irgendwie träge Zeit." erzählt uns der Meister im Interview.
Schließlich entdeckt ihn, irgendwann in den 2000er Jahren, der französische House-DJ und Produzent Martin Solveig. Die Legende sagt, er fand eine Platte von ihm in einem Plattenladen und fragte sich, ob dieser famose Sänger noch arbeitet. Er fand ihn und lud ihn in sein Studio ein. Die Zusammenarbeit fruchtet, die beiden nehmen gleich mehrere Stücke miteinander auf: "Wir haben 'Everybody' zusammen gemacht, das hat mich wirklich umgehauen. Das ist eines der Highlights meiner musikalischen Karriere. Es ist zwar Dance, klingt also nicht zu soul-mäßig. Aber immer noch soulig genug."
Wie gesagt, nun liegt das dritte Album seiner neuen Karriere vor und es ist Soul pur. Teile des Albums wurden in Nashville aufgenommen, im Studio von Dan Auerbach (The Black Keys), der zudem gemeinsam mit den Aloe-Blacc-Produzenten Jeff Silverman und Leon Michels an den Reglern saß.
Auerbach hinterlässt mit Blues-Rock und Country-Ansätzen erkennbare Spuren im Sound des alten Soul-Grantlers. Das ergreifende und vom The Black Keys-Mastermind geschriebene "Paralyzed" bringt dies deutlich ans Licht. Massive Bläser, zarte Gitarrenlicks und manch kleines Glöckchen begleiten den knurrenden und keuchenden Fields, wenn er schmerzerfüllt von der verlorenen Liebe klagt.
Ein unglaublicher Sänger und Entertainer von dem ich mich vor ein paar Wochen zum zweiten Mal überzeugen konnte. Im Club Franz Mehlhose in der Pfingsthitze gab Lee Fields and the Expressions ein unglaublich intensives Konzert! Apropos The Expressions: diese haben unter anderen schon mit Amy Whinehouse, Sharon Jones und Charles Bradley gespielt, sozusagen besser geht's in dem Genre nicht mehr
Ist das jetzt Retro- oder Neo- oder noch Classic-Soul? Wen juckt es? Lee Fields und den Expressions ist der dritte große Streich in Folge gelungen. "Emma Jean" hat das Zeug, ein Klassiker seines Genres zu werden. Der Mann hat gelernt, zu warten und ganz allein seinem Talent zu vertrauen.
Hören Sie dieses Album an und kaufen Sie sich gleich noch den Vorgänger, denn diese Musik kommt direkt aus dem Herzen und hüten Sie sich vor Leuten, die das nicht mögen!
Wir hören "Paralyzed"!
(dennis klostermann)