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Tonspur

Tonspur vom 13.10.2014

Funny van Dannen - Geile Welt - Aus welchen Gründen hören wir uns eigentlich Musik an? Um zu tanzen. Um Bilder im Kopf zu erzeugen – seien es dunkle oder helle. Um unsere Gefühle zu managen oder - noch besser – um ihnen Ausdruck zu verleihen. Manchmal hört man Musik auch einfach so, zufällig, nebenbei, ohne Grund: z.B. im Auto, im Kaufhaus oder aus der Klampfe von Straßenmusikern. Die Musik von Funny van Dannen könnte auch die Musik von einem Straßenmusiker sein.

Der in Berlin lebende Liedermacher hat ein neues Album herausgebracht, welches in seiner typischen Manier viele Stücke für uns bereithält. Musikalisch jedoch gibt es einige Überraschungen: Außer der Gitarre sind auch noch Schlagwerk, Elektroapplikationen, Piano und Backgroundchöre zu hören. Für einen Liedermacher ist das fast schon Orchesterbegleitung. Außerdem ist es bereits sein zweites Album, was im Studio entstanden und nicht nur ein Livemitschnitt ist. Aber keine Sorge: Er ist nicht zum Popinterpreten geworden. Man kann immer noch den Sound eines begabten Künstlers hören. Eines Künstlers eben, der nicht nur musiziert, sondern auch malt und schreibt und nicht unbedingt in jedem Werk die Vollendung anstrebt. Er arbeitet viel mehr an seinem bunten Œuvre, mit bunten Geschichten aus seiner Gedankenwelt. In dieser Welt leben skurrile Akteure die eine ganz besondere und sensible Sicht auf die Dinge haben. Diese beschreibt er in gewohnter Weise mit großem Wortwitz und liebevollem Zungenschlag.

Das neue Album „Geile Welt“ ist – wie alle seine Alben – vielfältig. Manchmal wird es melancholisch um dann direkt im nächsten Stück wieder die pure Lebensbejahung zu feiern. Er streckt seine Fühler in alle gesellschaftlichen Bereiche und bearbeitet diese dadaistisch bis romantisch, zornig bis sanft doch immer ein bisschen heiter. So freut er sich auf dem neuen Album keine tote Souldiva zu sein, fragt sich wie es wäre, wenn alle für jedes gute Gefühl 5 Euro bekämen oder singt ein Lied in dem es um Nichts geht.

Ihm ist kein großer Wurf gelungen, aber ich frage mich, wie in diesem Genre so etwas überhaupt gelingen soll!? Es ist eben keine Musik zum abfeiern, keine um sich an ihrer melodischen Perfektion zu erfreuen – man kann sie nicht mal nebenbei hören. Es ist Musik zum Schmunzeln, zum auswendig lernen und zum nachdenklich machen. Wenn man sich darauf einlässt, hört man gesungene Texte, die hochpolitisch sind und einen trotzdem nicht alleine lassen. Funny van Dannen ist ein Meister darin, große Themen in kleine Lieder zu verpacken, ohne dass man resigniert, noch allzu forsche Handlungsreflexe ausgelöst werden. Man muss die Lieder auswendig lernen und sie sich sooft vorsingen bis sich die produktiven Kräfte entfalten. Dann macht man das Autoradio an und grölt mit; oder man singt leise vor sich hin, während Passanten an einem vorbei laufen. Bei mir klappt das schon lange. Getreu dem Motto: „One Funny Song a day, keeps the mental doctor away”. Ich freue mich schon, euch auf der Straße zu hören!

(Daniel Jörg)

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