Tonspur
Tonspur vom 03.03.2015
Pentatones ”Ouroboros“ -
Pentatones ”Ouroboros“ - (Lebensfreude Records)
Seit einiger Zeit geistert ein Video im Netz herum, das eine junge Dame zeigt, die sich ein tellergrossen schwarzen Kreis ins Gesicht tätowieren lässt. Die junge Dame heißt Delhia de France und Sie ist die Sängerin der Band Pentatones. Eine gelungene PR – Idee, die nun im Netz häftig diskutiert wird, ist das echt oder nicht. Ich gehe mal davon aus, das es nicht echt ist, den Gesichtstätowierungen tellergroß mitten im Gesicht können auf Dauer eher ansträngend sein, permanent erklären zu müssen warum man das gemacht hat, ob das weg geht und ob es wehgetan hat! Spätestens bei der nächsten Platte müßte dann eine neue Idee her, die mindestens genauso stark und aussage kräftig ist.
Aber momentan wird über die Band gesprochen und darum geht es ihnen, ich nehme mich da nicht aus. Sicherlich nicht falsch, da es einiges braucht den geneigten Zuhörer zuerreichen, eine gute Platte vorrausgesetzt und OUROBOROS ist ein spannendes vielschichtiges Album geworden, soviel kann ich schon mal vorweg nehmen.
Irgendwo zwischen Leipzig, Jena und Weimar gründet sich die Band. Hannes Waldschütz und Julian Hetzel prägen schon seit 2005 mit ihren eigenwilligen Beatkompositionen den mosaikartigen elektronisch-akustischen Sound der Pentatones.
Mit Sängerin Delhia fand die Band 2006 ihre Stimme. Jene dürfte Freunden der Clubmusik auch durch ihre Kollaborationen mit House- und Techno-Produzenten wie Douglas Greed oder Robag Whrume bekannt sein. Mit Albrecht Ziepert an den Keys fand die Gruppe schliesslich als Quartett ihre heutige Form und erreichte musikalisch eine neue Dimension und Tiefe. Gemeinsam, aber überstrahlt von Delhias Gesang, wird ein Sound aus Stimmen, Melodien und Beats modelliert, dessen Anziehungskraft man sich nur schwer entziehen kann.
Im Umfeld des Jenenser Labels Freude am Tanzen und der Bauhaus Universität Weimar entstand so eine Band, deren Musik gleichzeitig im Konzertsaal und auf der Tanzfläche im Club funktioniert. Anziehende Popstrukturen paaren sich mit knisternder analoger Elektronik - eine Melange, die sich mal tanzbar, mal entspannt vor dem Zuhörer ausbreitet.
Der Albumtitel OUROBOROS bezieht sich auf die Symbolik der selbstverzehrenden Schlange aus der griechischen Mythologie. Dieses Bild zieht sich als Metapher durch das Album, das Artwork und die Musikvideos. In ihren Songtexten verarbeitet die Sängerin verschiedene spirituelle Motive und richtet dabei gleichzeitig den Spiegel auf die Realitäten und immer wiederkehrenden Elemente des Alltags. Das Kreissymbol steht Pate als psychologisches Egokonstrukt einer gewissen Unendlichkeit. Mit ihrem ganz eigenen Klangkosmos und einem unwiderstehlichen Sog wollen sich die Pentatones mit ihrem neuen Album ebenfalls für immer in den Gehörgängen verewigen.
Einzelne Titel herauszunehmen ist schwierig, da die Platte wie ein kleiner Mikrokosmos funktioniert, in dem sich alle Einzelnen Elemente um die Stimme von Delhia de France drehen, filigran gesponnen, düsteren Klanglandschaften, zwischen denen sich zuweilen poppige Sonne breit macht, es kloppf, klappert, quietscht und pulsiert, es atmet und haucht. Ein Album in dem man sich verliehren kann.
Ich hab mich dann doch entschieden, an der Stelle kommt Karma Game, viel Spass mit dem Album und sehen sie sich die Band Live an!
(dennis klostermann)