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Tonspur

Tonspur vom 10.03.2015

Noel Gallagher´s High Flying Birds „Chasing Yesterday“ -

Gibt es in diesem Universum irgendjemanden, der guten Gewissens behaupten kann, das er die Gallagher Brüder leiden kann, so gut, das man sie in der Nachbarschaft begrüssen möchte? Aber vielleicht sind sie privat ganz umgänglich und bringen immer ausreichend Bier zum grillen mit und Noel holt die Gitarre raus und singt alte Oasis Songs am Lagerfeuer. Vielleicht, aber eher unrealistisch. Um so mehr ist es immer wieder erstaunlich, das man sich seine Platten anhört und trotz allem Wiederwillen mit wippt, einige Songs ganz gut findet, sogar ziemlich gut, bis man sich ertappt, das man seine Arbeit liegen lässt und sich der guten alten Zeit erinnert. Mitte der 90ziger Jahre in dem der sogenannte Britpop erfunden wurde, wo es eine offene medienträchtige Rivalität zwischen Blur und Oasis gab, in der sich jeder positionieren sollte, ob er wollte oder nicht.

„Wir sind nicht arrogant, wir sind einfach nur der Meinung, dass wir die beste Band der Welt sind“, tönte Noel schon kurz nach der Veröffentlichung der ersten beiden Oasis-Singles „Supersonic“ und „Shakermaker“ im April 1994. Und sein großer Bruder Liam, der seiner Überzeugung nach zu einem der „größten Frontmänner aller Zeiten werden“ würde, erklärte: „Es gibt Elvis und mich. Aber ich kann nicht sagen, wer von uns der Beste ist.“

Aller Hybris zum Trotz schrieben die größenwahnsinnigen Großmäuler aus Manchester nicht nur auf der Insel Musikgeschichte, indem sie reihenweise wie mühelos die besten Beatles-Songs seit den Beatles aus den Ärmel schüttelten und sich mit einer unwiderstehlichen Kombination aus Schroffheit, Extravaganz und Hymnik an die Spitze des britischen Pop-Empires katapultierten, ehe eine wüste Prügelei in Paris das Ende von Oasis besiegelte.

Nun bringt Noel Gallagher sein zweites Solo-Album der Post-Oasis-Ära heraus und zeigt sein ungeheures Songwriting-Talent „Chasing Yesterday“ ist eines der besten Britpop-Alben der vergangenen Jahre.

„Chasing Yesterday“, das zweite Werk im Verbund mit den High Flying Birds, ist in allen Belangen vielschichtiger, schnörkelloser, hymnischer und in der Summe besser als der ohnehin schon starke selbstbetitelte Vorgänger. Vor allem der wunderschön dahinfließende Opener „Riverman“ mit seinen ausladenden Pink-Floyd-inspirierten Gitarren- und Saxophonsoli hätte auf jedem Oasis-Album zu den absoluten Highlights gezählt.

Es folgt das etwas nervende „In the Heat of the Moment“ das als Song gut funktioniert, aber der besserwisserische Chor fuckt voll up – nanananana – ich merke gerade, an der richtigen Stelle etwas herum gemotzt befreit ungemein. Es gibt bei den nächsten Songs allerdings nicht mehr viel zu motzen, den mit „The Girl with X Ray Eyes“ und „The Dying Of The Light“ folgen zwei grossartige ruhige Nummern, nur unterbrochen vom kompakten „Lock All The Doors“ in dem er die Rocksau raus holen kann. Der Song geht straight nach vorn und wartet am ende noch mit einem klasse Gitarrensolo auf. Songs die so einfach daher kommen, die mühelos sind fließend, als ob es das Selbstverständlichste auf der Welt ist, solche Songs zu schreiben. Vielleicht ist es auch so, den das Niveau der Songs bleibt hoch und fällt auf dem Rest der Scheibe nicht ab.
Am Ende steht die Single „Ballad Of The Mighty I“ mit einer Discobassline und Weite schaffenden Streichern und einer Legende an der Gitarren - Johnny Marr von The Smiths, der irgendwie integriert wird, ohne ihn genau heraus zu hören, vielleicht das Solo in der Mitte. Egal, trotz aller Animosität, die man Noel Gallagher entgegen bringen kann, sicherlich auch zu recht, dieser Mann kann Songs schreiben, große Songs, die auf dem Eisbärenfell vorm Kamin funktionieren als auch im Wembley Stadion vor 70.000 Leuten! Man muß ihn vielleicht beim hören einfach ausblenden, dann geht’s!

Als Beweis nun „Lock All The Doors“ - rock on!

(dennis klostermann)

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