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Tonspur

Tonspur vom 18.05.2015

Alabama Shakes - Sound & color -

„Sweet Home Alabama“ - es muß schon eine besondere Liebe zum eigenen Bundesland oder Bundesstaat bestehen, das man ihm einen eigenen Song widmet oder den Namen sogar im Bandnamen verbrät. Aber warum nicht aufzeigen wo man herkommen ist vielleicht uncool, aber legitim. Ich überlege gerade ob es im deutschsprachigen Bereich ähnliche Bands gibt, die die Liebe zur eigenen Region sogar im eigenen Namen tragen. Mir fallen nur so unrühmliche Bands ein wie die Kastelruter Spatzen, Nabtal Duo oder Zillerthaler Schürtzenjäger, über die ich lieber das grossen schwarze Tuch des Schweigens ziehen möchte. Ich wundere mich selber, das mir die Namen geläufig sind und zu allen Überfluss auch noch einfällt wie diese Bands aussehen, was stimmt nur mit mir nicht, das ich sowas in meinem Kopf habe und welches Wissen musste dafür weichen, vielleicht die Erklärung der Relativitätstheorie oder auch nur der alltägliche Kalender der so wichtig ist fürs Überleben im täglichen Termindschungel. Wo sind sie die Thüringer Schüttler oder die Weimarer Jungs, wo sind Songs wie „süßes Zuhause Thüringen“, wir haben das Rennsteiglied und den „Kloßsong“ von Fritz - immerhin! Einzig Reinhald Gräbe besingt mehr oder minder schmeichelhaft die Heimat und Kraftklub machen ein Song über ihre Stadt „Karl Marx Stadt“. So siehts aus! Der Amerikaner scheint da ein anderes Verhältnis zum eigenen Land zu haben, aber vielleicht ist das auch nur ein Vorurteil meiner seitz.

Drei Jahre sind vergangen seit dem Debüt BOYS & GIRLS. Und gerade als man die Band als ausgeglühten Kometen im Jahrbuch des Pop vermerken wollte, kam die Neuigkeit: Die zweite Platte ist fertig. Auch auf SOUND & COLOR geht es nun in erster, zweiter und vielleicht auch dritter Linie um die Stimme von Sängerin Brittany Howard, die ich nicht sofort als weibliche Stimme identifizieren konnte. Man höre nur die ersten anderthalb Minuten von „Don’t Want To Fight“ und staune, wie diese Frau ackert, quetscht, presst und donnert.

Die Alabama Shakes haben es mit dem schwierigen zweiten Album geschafft, den engen Rahmen ihres Genres ein Stückchen weit aufzureißen. Klang das Debüt noch roh und naturverbunden wie ein Abend auf der Südstaaten-Veranda, hört man dem Nachfolger das Studio an. Und das ist auch gut so. Himmelsgeigen, Pianotropfen. Mehr Fuzz, mehr Spaß. SOUND & COLOR mäandert zwischen Psychedelic Blues ala „Gemini“ und dem grandiosen Falsett-Soul von „Future People“.
"Sound & color" kommt dabei eine Tatsache besonders zugute: Musizierte die Band bei den Aufnahmen für ihr Debüt gerade mal ein paar Monate miteinander, hat sie sich auf ihrem zweiten Album mittlerweile eingespielt. Howards Gesang wurde durch das jahrelange Touren offenbar geschult und klingt üppiger und mächtiger denn je, die Melodien sind ausgefeilter, der Klang breiter. Die erste Single "Don't wanna fight" ist von allen zwölf Songs der radiotauglichste Hit und groovt sich mit ordentlich Funk aus der anfänglichen Resignation zurück ins Leben: Howards Stimme pendelt zwischen tiefem Bass und exzellentem Falsett, sie röhrt, fleht, flüstert – und wärmt sich nebenbei für das Wechselbad der Gefühle in "Gimme all your love" auf. Während die Band in der ersten Hälfte mit dem Laut/Leise-Effekt kokettiert, beweist die 26-Jährige eindrucksvoll, dass sie mit den großen Stimmen des Genres wie Janis Joplin, Grace Slick oder auch Patti Smith locker mithalten kann. Wenn Alabama Shakes in der zweiten Hälfte dann schließlich doch noch zum Tanzen einladen, beben nicht nur die Südstaaten, sondern auch gleich der Rest der Welt.

Wir hören nun „Gimme all your Love“ eine wunderschöne Laut/Leise Ballade, die vielleicht auch als kleine Aufforderung dem Rezensenten gegenüber zu verstehen ist! Dies ist übrigens eine Liveaufnahme, die zeigt wie gut die Band im Konzert klingt. Viel Spaß beim Hören!

(dennis klostermann)

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