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Tonspur

Tonspur vom 29.06.2015

The Vaccines - English Graffiti -

Warum sollte man sich im EiscafĂ© auf einen Geschmack beschränken, wenn man doch Erdbeer, Schoko, Waldmeister und Zitrone haben kann? So oder so ähnlich ließe sich vielleicht auch das aktuelle Album der britischen Band The Vaccines beschreiben: Von jedem Geschmack eine Kugel und dabei gut und reichlich! „English Graffiti“, so das dritte Album, löst alles ein, was man sich nach den zwei ersten, sauguten Alben erhoffen durfte: Weiterhin dreckige Klänge, eine bockige Stimme des Sängers Justin Young und Melodien, die von Stadion- bis Clubatmosphäre alles bereithalten.
Ihr erster Hit vor vier Jahren: „Post Break-Up Sex“. Musikalisch nicht nur eine Ode an vergangene Zeiten, sondern inhaltlich auch eine an das Jetzt, die Jugend. Viel hat sich daran nicht verändert: Weiterhin sind es schrammelige Gitarrenriffs, die aus der Zeit zu fallen scheinen und den Klang der vier Musiker aus London und Island ausmachen. Es muss einfach knallen. Wer nach dem Konzert noch die eigenen Schritte auf dem Gehweg hört, der ist selbst schuld. The Vaccines verkörpern eine Gegenbewegung zum V-Ausschnitt-tragenden, vollbärtigen, bebrillten Jugendlichen. Sie erheben etwas zur Tugend, das vielleicht seit den Ramones in Vergessenheit geraten war: Einfachheit, Lärm, Melodie.

Doch „English Graffiti“ verharrt nicht dort. Es fügt andere Akzente hinzu. „Denial“ beispielsweise kommt recht elektronisch daher, hat teilweise sogar mystische Züge. Der eingängige Refrain macht es dann endgültig zu einem richtig guten Pop-Song. Ähnlich verhält es sich mit „Minimal Affection“: klickernde, klackernde Strophe, kreischende Gitarren im Refrain. Und sogar Balladen hält das Album bereit: „(All Afternoon) In Love“ und das letzte Lied „Undercover“ schleichen sich ganz allmählich in die Gehörgänge ein und erweitern die bisherigen Facetten der Band um den Punkt Schmusenummer. Dazu brauchen sie, wie im Falle des Songs „Undercover“ noch nicht einmal einen Text.

„English Graffiti“ ist gelungen, keine Frage. Vielleicht hätten es ein, zwei mehr Kracher wie „Handsome“ sein können. Es knüpft nahtlos an den Klang der Vorgängeralben „What Did You Expect from The Vaccines?“ und „Come of Age“ an. Erfolgversprechend ist das neue Album allemal. Dazu zählt auch eine ausgedehnte Autogrammtour durch Großbritannien mit Halt in jeder größeren Stadt. In Rockerjacken mit Bandemblem im nächstgelegenen Musikfachhandel Albencover zu unterschreiben – das ist nicht nur extrem retro, sondern auch ein Beleg dafür, dass The Vaccines ein neuer, fleischgewordener Typus von Boygroup ist. Nur eben ungewaschener als Justin Timberlake, Nick Carter und Co.

(Tina Kunath)

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