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Tonspur

Tonspur vom 13.07.2015

DJ Koze - DJ Kicks -


Ist das schon wieder 20 Jahre her, muß ja, die Zahlen lügen nicht, auch wenn man es möchte, von zwanzig Jahren ist auf dem Label !K7 Records der erste Mix erschienen, und wer vortan für !K7 Records kompilieren darf, der hat es geschafft. Der erste war C.J. Bolland, aber welcher Mix im kollegtiven Erinnerung hängen geblieben ist, ist wohl die Nummer 4, gemixt von dem Wiener Duo Kruder & Dorfmeister, keine Party, keine Bar, kein geselliger Abend ohne diese Scheibe. Noch heute kann man den Mix herausholen und damit jeden Bretterbude in eine Lounge verwandeln. Ich hab die Doppelcd irgendwann an jemandverschenkt, der sie sicherlich danach häufiger gehört hat, als ich es bereit gewesen währe sie nochmal zu hören!

Carl Craig, Nightmares On Wax, Erlend Øye, Four Tet, Hot Chip, Apparat… Nur ein paar der illustren Namen, die danach satte 49 Mixes der DJ-Kicks-Reihe geprägt haben. Dass für die 50. Jübiläumsausgabe dann ausgerechnet ein sagen wir mal nicht ganz normaler DJ aus Hamburg ran darf, ist vielleicht ein wenig überraschend, unterstreicht aber auch den großen Stellenwert, den DJ Koze mittlerweile genießt.

Yes, “Kozi is back”, für die fast schon altehrwürdige DJ-Kicks-Reihe kann das nur Gutes bedeuten. Schon der erste Track deutet an, dass es sich hier nicht um einen klassischen Club-Mix handelt. Bei DJ Koze gibt es keine enervierend stampfenden Four-to-the-Floor-Beats, stattdessen Soul- und Hiphop-Samples in entspanntem Tempo.

Er versucht immer, andere Platten aufzulegen und etwas Eigenes zu machen, gab Koze kürzlich in einem Interview zu Protokoll. Er wolle bei einem Festival eben nicht der zehnte DJ sein, der die gleiche Musik auflegt. Das DJ-Kicks-Album ist da keine Ausnahme. Er wollte ein Mixtape machen, was ihm selbst gefallen würde und das auch Leute mögen würden, die keine Musiknerds sind. Dafür hat er einige seiner Lieblingstracks aus den unterschiedlichsten Genres zusammengestellt, hier und da gespickt mit dem Koze-typischen Humor.

Traditionell wird der zum Mix gebetene Künstler auch um eine exklusive Mitgift gebeten, was DJ Koze gleich zu Beginn mit „I Haven’t Been Everywhere But It’s On My List“ elegant abfrühstückt. Dann heißt es anschnallen und Chauffeur Kosi Kos bringt uns von Indie-Perle zum Downbeat und vom Singer-Songwriter zum Berghain. Dimlite, Session Victim, Clouddead, Broadcast, William Shatner (ja, Käpt’n Kirk!), Marcel Fengler, Portable. Um nur einige zu nennen. Doch diese Tracklist liest sich selbst für ihn ziemlich absurd. Aber was für ein melancholischer Heidenspaß! Fast jeden Track hat Koze behutsam editiert, allerdings ohne ein 4/4-getaktetes Korsett, um alles zu zwängen. Die Übergänge sind oft längere Overlays oder Sprachaufnahmen wie das Gespräch von Opa und Enkelin, bei dem sie ihm die Melodie von Homeboy Sandmans „Holiday“ vorsingt. Großartig. „Tagsüber brauch ich nichts im Takt gemixtes hören“, sagt Koze zu seiner Herangehensweise. Mixen heißt eben nicht nur den Beat angleichen. Das können die Algorithmen von Ableton oder Traktor sowieso besser. Mixen heißt, eine Stimmung zu halten oder auf ein bestimmtes Gefühl hinarbeiten. Und wer kann das besser als Koze? Alles in allem ein wirklich einzigartiges Gesamtwerk, mutig, absurd und extrem unterhaltend zugleich. Zur 50. Ausgabe der DJ-Kicks hat !K7 sich selbst das größte Geschenk gemacht. Mix des Sommers, jetzt schon.

Wir hören nun nun Holidays – von wem ist nochmal dieser schöne Song?

(dennis klostermann)

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