Bildarchiv
Bildarchiv vom 22.07.2015
Gemütlichmachung - So hieß eine der Auflagen, unter denen die Neugestaltung des Wielandplatzes in Weimar erfolgen sollte. Auslober des damaligen Wettbewerbs war die Stadt Weimar.
Zukünftig sollte der Platz zum Flanieren und Verweilen einladen.
Nach seiner Fertigstellung im Frühjahr 2014 erwies sich, dass das Planungsbüro ganze Arbeit geleistet hatte:
Sanfte barrierefreie Begrenzungen, Bänke und Bäume belebten das Areal nun umgehend.
Wie selten zuvor wurde die Örtlichkeit angenommen.
Und so füllte sich der Platz in lauen Sommernächten mit verweilenden Menschen. Bestehend aus Studenten und anderen touristischen Nachtschwärmern. Der örtliche Getränkeladen tat ein übriges.
Was für Städteplaner und Ingenieurbüros ein Erfolg war, wurde für die Anrainer zum Fluch.
Denn fortan war es nachts nicht mehr still. Auch nicht nach den gesetzlich vorgeschriebenen Ruhezeiten ab 22.00 Uhr.
Erstmalig pulsiert in der Kleinstadt so etwas wie sommernächtliches Leben.
Und nicht erstmalig pochen besagte Anrainer auf ihre nächtliche Ruhe zur Reproduktion ihrer Arbeits – und Lebensenergie für den nächsten Tag. Aus dem nahe gelegenen Hotel „Amalienhof“ sollen die Gäste ob des nächtlichen Lärms vorzeitig flüchten.
So verhärteten sich die Fronten. Trotz aller bisher angedachter Kompromisse.
Denn auch die Nachtschwärmer bestehen auf ihrem Recht des Verweilens auf öffentlichen Plätzen.
Und in den sozialen Netzwerken waren sogleich die Verfechter des Weimar – Bashings auf der Gesprächs – Matte:
Erwartungsgemäß redeten provinzielle Geister gebetsmühlenartig die Kleinstadt – Provinz herbei.
Nix los in dem Nest und so weiter.
Derweil allerdings sollten auch die Anrainer über die Verhältnismäßigkeit ihres enthemmten Unmuts nachdenken.
Denn bekanntermaßen dauert der Sommer nur einige Monate, und auch das Semester der Uni ist bereits vorbei.
Mit anderen Worten: Der Konflikt ist ein temporärer.
So wird Weimar die lebendigen Geister, die sie rief, nicht mehr los.
Was wohl der Alte von Frauenplan dazu sagen würde.
(Claus Bach)