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Buchrezension

Buchrezension vom 31.08.2015

Gauer, Spuk und kleine Helden - Ständig auf der Suche nach Geschichten zum Lesen und vor allem zum Vorlesen, kam mir der Hinweis des Kern-Verlages kurz vor dem Sommerurlaub gerade recht. Ein Kinderbuch mit spannenden, unterhaltsamen und phantasievollen Geschichten, so kündigt es der Verlag an, sollte es sein und das alles von einem Mann, der bereits seit einigen Jahren über Erfahrungen mit Kinderbüchern verfügt, soll heißen, „Gauner, Spuk und kleine Helden“ ist nicht sein erstes.

Zum Schreiben von Kinderliteratur ist er, wie so manch anderer Autor auch, über den eigenen Sohn gekommen. „Papa, erzähl mir eine Geschichte!“, diese Aufforderung kennen Väter nur zu gut. Und Stefan Rucks Glück ist, er kann erzählen. Zwar ist sein Sohn jetzt sicher nicht mehr im Vorlesealter, doch Geschichtenbegierige Kinder gibt es ja zur Genüge auch in anderen Familien.

„Gauner, Spuk und kleine Helden“, ist nicht nur der Titel des im Juni erschienenen Geschichtenbandes, es ist gleichsam eine Inhaltsangabe. Zum ersten gibt es eine astreine Spukgeschichte. „Natürlich spukt es hier ...“ heißt diese und sie beschreibt in zehn vorlesefreundlichen Kapiteln den Widerstreit zweier Kinder um die Existenz übernatürlicher Erscheinungen, im Klartext geht um die Frage: Gibt es Gespenster wirklich? Dieser Frage widmen sich die beiden Protagonisten spannenderweise im Selbstversuch. Ein Schloss, ein Verließ im Keller und darin …, nun ja, um das weitere zu erfahren lesen Sie es am besten selbst!

Soweit so gut, nur leider gibt es insbesondere in dieser Geschichte eine ausgeprägte Liebe des Autoren zum Adjektiv. In vielen Fällen überflüssig, finde ich, sprechen doch die Sätze auch ohne diese vollkommen für sich. Zu viel des guten, meine ich, denn zum einen schränkt es die Phantasie der jungen Selbstlesezielgruppe unnötig ein, zum anderen wird es für eventuelle Vorleser – ich habe es getestet – mit der Zeit ermüdend. Zugegeben, ich kann es nicht mehr mit dem Gefühl eines Junglesers erleben, vielleicht kommt das ja bei Kindern ganz anders an, mich als Vorleser aber hat es ganz schön irritiert.

Nichts desto trotz die Geschichte verurascht dann doch eine leichte Gänsehaut und je weiter sie fortschreitet, je näher sie an den eigentlichen Moment der Frage nach den Gespenstern kommt, um so weniger kann man die Lektüre unterbrechen. Chapeau!

Es folgt ein Krimi für junge Leser. Eine Gruppe von Jungs möchte einem Einbrecher auflauern, der in der Nachbarschaft sein Unwesen treibt, und ihm sein unredliches Handwerk legen. Eventueller tatsächlicher Gefahren ungeachtet, schleichen sie sich in eine Wohnung, die voraussichtlich Ziel des nächsten Coups ist. Ganz schön gefährlich diese Aktion, denn weiß jemand, ob der oder die Unholdin nicht gar bewaffnet ist? Nun, glücklichweise hat einer der Jungs – warum eigentlich ist kein Mädchen dabei? - nicht nur eine Taschenlampe, sondern auch einen Onkel bei der Polizei.

Soweit der Spuk und die Gauner – es fehlen nun nur noch die kleinen Helden, und diese sind in vier weiteren Geschichten zu finden. Vier Geschichten deshalb, weil jede jeweils einer Jahreszeit zugeordnet ist. Und diese Geschichten sind wirklich etwas fürs Herz. Die Helden sind nicht die, die große – oder vermeintlich große Taten vollbringen, sondern es sind diejenigen, die durch ganz schlichte Taten die Welt ein ganzes Stück besser machen. Das klingt jetzt vielleicht ein wenig nach „pädagogisch wertvoll“, so mit Zeigefinger oder so, ist es aber nicht. Also, „pädagogisch wertvoll“ schon, aber sehr einfühlsam und überhaupt nicht diktierend. Es ist einfach ein Vorschlag: Schaut euch um! Haltet die Augen offen! Und dann macht einfach mal was! Was, das wird euch schon einfallen.

In diesem Sinne hatte ich viel Spaß beim vorlesen und auch meine Tochter, die begierig auf Geschichten wartet, mochte gerne immer wieder was aus „dem Gruselbuch“ hören, auch wenn ihr der Spuk dann ab der Hälfte doch ein wenig zu schaurig war. Das wird sie später sicher noch nachholen.

Als Zielgruppe dürften Selbstleser von der 3. bis zur 6. Klasse gelten, aber auch jüngere Kinder haben, wie mit Bedacht ausprobiert, insbesondere bei den Heldengeschichten ihren Spaß.
Mein Fazit: durchaus empfehlenswert!

„Gauner, Spuk und kleine Helden“ heißt das Kinderbuch von Stefan Ruck aus dem Ilmenauer Kern-Verlag. Im Handel ist es für 12,90 € zu haben, auch als E-Book, dann schon für 6,99 €.

(Shanghai Drenger)

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