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Kommentar

Kommentar vom 04.11.2015

Herr Münchberg und die Integration - Lieber Herr Münchberg,
In ihrem Amtsblatt von letzter Woche fordern sie die Bürger auf, Ideen zu entwickeln, wie man die Flüchtlinge im Weimarer Land integrieren kann. Ich habe mir Gedanken gemacht und habe noch einmal in den Schriften Ihrer ehemaligen Partei, der CDU, nachgelesen. Ein guter Anfang wäre aus meiner Sicht, wenn die demokratischen Politiker in diesem Land aufhören würden, rechte Parolen und ihre Verkünder salonfähig zu machen. Es wäre auch schön, wenn gerade die christlichen Parteien die Werte ihrer Religion hochhalten würden. Zum Beispiel das mit der Nächstenliebe.
Sehr passend zum Thema fand ich auch folgenden Punkt aus dem Programm der Thüringer CDU: „Jeder - ob hier geboren oder zugezogen - soll in Thüringen seine Chance haben. Dazu gehören gute Bedingungen für Familien, sichere Arbeitsplätze und faire Löhne genauso wie die beste Bildung für unsere Kinder.“
Denn gerade in schwierigen Lebenssituationen gibt uns die Familie Halt. Da haben Sie völlig recht. Viel zu oft muss der Staat einspringen, weil die traditionellen Familienverbände in der heutigen Zeit immer mehr auseinander brechen. Meine Eltern beispielsweise leben in Sachsen, mein Bruder in Bayern, meine Schwester in Brandenburg und ich in Thüringen. Traditionen werden nicht mehr im Alltag an die nächste Generation weiter gegeben, Werte lernen die Kinder im Ethik- oder Religionsunterricht. Mit Schicksalsschlägen stehen immer mehr Menschen in Deutschland allein da. Und wieviele alte Menschen werden auch in diesem Jahr wieder das Weihnachtsfest einsam und traurig verbringen müssen.
Unverständlich ist mir deshalb ihre Forderung aus dem Amtsblatt, den Zuzug von Familienverbänden der Flüchtlinge grundsätzlich zu verbieten. Sie wissen doch, wie wichtig die Familie ist! Gerade in traumatischen Situationen wie Krieg und Vertreibung, ist die Familie oft die einzige Stütze. Sie fordern besonders Chancen für Kinder und jugendliche Flüchtlinge. Ein paar Zeilen vorher aber postulieren Sie einen Aufnahmestopp für Wirtschaftsflüchtlinge. Leider verstehe ich auch das nicht. Ich habe selber zwei Töchter. Und natürlich wünsche ich mir für die beiden ein glückliches Leben, eine solide Ausbildung, gute Gesundheitsvorsorge, gesunde Ernährung und dass sie alles haben, was sie brauchen. Wenn ich ihnen all das in meiner Heimat nicht bieten könnte und deshalb schweren Herzens in eine völlig unbekannte fremde Welt auswandern würde – wäre ich dann in ihren Augen eine verantwortungsbewusste Mutter oder ein Wirtschaftsflüchtling?
Sie sind verantweortlich für die Flüchtlinge, die ins Weimarer Land kommen, schreiben Sie. Bis vor kurzem habe ich auch dort gelebt. Und ich habe Leute kennen gelernt, die es nach dem Krieg dorthin verschlagen hat. Die sind bis heute für ihre Nachbarn die „Zugezogenen“. Also ist wohl die Sprache nicht die einzige Hürde bei der Integration.
Im Weimarer Land leben knapp 82.000 Menschen. Sagt Wikipedia. Sie sagen, dass im nächsten Jahr 2.500 Flüchtlinge dazu kommen. Das bedeutet: Um jeden Flüchtling können sich 30 Leute kümmern. Das sollte zu schaffen sein, oder? Natürlich ist das mit der Statistik so eine Sache. In manchen Kommunen stehen riesige Flüchtlingsunterkünfte, andere hatten überhaupt noch keinen Kontakt. Deshalb finde ich es ja auch so schön, dass Sie, Herr Münchberg, sich Gedanken um die Integration machen. Denn je früher die Thüringer die Fremden kennen lernen, umso schneller werden ihre Ängste verschwinden. Und je früher die Polemik aus den Parlamenten, von den Straßen und aus den Zeitungen verschwindet, um so eher können wir damit beginnen, die Probleme hierzulande zu lösen.

(Grit Hasselmann)

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