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Kulturrückblick

Kulturrückblick vom 25.01.2016

Weimars Heimat im Museum - Anmoderation:
Vorige Woche startete die neue Saison der so genannten „Mittwochsvorträge“ im Stadtmuseum zu Weimar. Veranstaltet werden diese vom Freundeskreises des Museums. Für Wolfgang Renner war es Anlass, in seinem folgenden „Kulturreport“ wieder einmal über das hiesige Stadtmuseum nachzudenken...


Weimar hat 34 Museen (mit dem Bauhausmuseum ist ein 35. im Bau...) und ein ganz wichtiges Museum, das aber in seiner öffentlichen Wahrnehmung viel zu oft im Schatten der anderen steht, ist das Stadtmuseum in der Karl-Lieb-knecht-Straße. Es zählt zwar nicht zum Weltkulturerbe, aber es zeigt unsere Weimarer Lokalgeschichte, und ist mit seinen Exponaten ein Gedächtnis unserer Stadt – ein Heimatmuseum gewissermaßen, und doch auch noch viel mehr, was Sammlung, Forschung und Vermittlung betrifft – weil Weimars Lokalgeschichte eben immer auch zugleich Nationalgeschichte ist, wenn nicht sogar Weltgeschichte, wie im Falle der Nationalversammlung.

Die Ausstellungen des Stadtmuseums werden von etlichen Sonderführungen und unter anderem auch von den so genannten „Mittwochsvorträgen“ begleitet. Und diese Vorträge selbst haben schon eine beeindruckende Stadtgeschichte aufzuweisen; denn bei ihnen könnte man eine Linie ziehen, die mittlerweile fast 200 Jahre zurückreicht – unruhige Jahre des Vormärz waren es, mit Ereignissen wie Wartburg- und Hambacher Fest und eine erste Verfassung in Weimar, die Carl August nach dem Wiener Kongress ermöglicht hat oder aber mit schwarz-rot-goldener Fahne und Parlament der Frankfurter Paulskirche. Und in jener Zeit gründete sich in Weimar bereits eine „Mittwochsgesellschaft“, um regelmäßig Vortragsabende zu gestalten – die damals sogar politische Wirkung zeigten.
Aber das ist ja Geschichte... Was geblieben ist, ist ein Bedarf, sich durch Fachleute ein Stückchen Welt und deren Zusammenhänge erklären zu lassen.

Die Mittwochsvorträge im Stadtmuseum sind meist recht gut besucht. Hier geht es um die Lokalgeschichte in vielen Facetten: Archivare, Bauhistoriker, Landschaftsgestalter, Museologen, Kunst- und Literaturwissenschaftler stellen dabei viel Interessantes, auch völlig Neues und bisher nicht Veröffentliches vor. Die Themenvielfalt scheint dabei endlos; obwohl wir doch mitunter glauben, aus der Stadtgeschichte alles schon längst zu kennen...

Da stellt sich dann die Frage: Warum gerade ist das, was gemeinhin als Heimat- oder Lokalgeschichte firmiert, im öffentlichen Ansehen oft noch so gering geschätzt? Ein Ausdruck dessen war zum Beispiel, dass man vor gar nicht allzulanger Zeit das ohnehin schon unterfinanzierte Museum monatelang geschlossen hielt, um Geld im Stadthaushalt zu sparen. Damals gab es zwar öffentliche Proteste, die fielen aber längst nicht so heftig aus, wie beispielsweise beim Theater.
Liegt es an der geringeren, vermeintlich gar verzichtbaren musealen Bedeutung des Stadtmuseums? Liegt es an kulturpolitischer Unkenntnis – oder gar Ignoranz – der Entscheider? Liegt es daran, dass weniger Besucher hierher kommen – im Vergleich zu den tourismus-relevanten Welterbestätten? Oder liegt es daran, dass alles, was mit Heimat oder Lokalem zu tun hat, überhaupt allgemeinhin suspekt erscheint und in keinem guten Rufe steht?

Aber auch Heimat ist Voraussetzung zum Entstehen und Begreifen von Weltkultur. Die Kenntnis der Heimat, - also unseres Lebensumfeldes in seiner historischen, auch landschaftlichen, wie auch kulturellen Entwicklung, Wirkung oder Bedeutung -, hat sogar einen sozialen Aspekt: den von Identität, Lebenswertgefühl und Solidarität. Und das ist durchaus positiv. Gerade dies muss man immer wieder betonen, weil der Begriff „Heimat“ in der Geschichte sehr oft auch missbraucht wurde. Es wäre fatal, wenn gerade das Positive, was wir unter dem Begriff „Heimat“ fassen, anderen – zum Beispiel extremen – Ideologien überlassen würden; nur weil Demokraten den Begriff im Alltag nicht genug besetzen...

Zwar hat das Stadtmuseum längst wieder seine Pforten für Besucher geöffnet und es gibt interessante Projekte, aber die realisieren sich nur unter sehr schwierigen Arbeitsbedingungen, wie Unterfinanzierung, Personalmangel, fehlende Werbe-Etats und so weiter... Zum Glück gibt es ein kleines, sehr engagiertes Team um Dr. Alf Rößner, und es gibt den ehrenamtlichen Einsatz eines Freundeskreises.
Das interessante Programm der Mittwochsvorträge – die 2016 zudem noch durch spezielle Führungen ergänzt werden – organisiert beispielsweise Renate Ragwitz. Den ersten Vortrag des Jahres hielt Prof. Volker Wahl zu den Wintervergnügungen in Weimars klassischer Zeit. Und dann wird es weitergehen mit Themen zum Weimarer Fürstenhaus oder dem Stadthaus am Markt, zum Theaterintendanten Ernst Hardt oder den Salons der Johanna Schopenhauer, zur Jagd im Weimarer Land oder zu den Würstungen im Stadtgebiet...
Und Führungen befassen sich beispielsweise mit der Ausstellung zur Weimarer Nationalversammlung. Und auch da begegnen uns wieder vielfältige Verfassungsthemen und die schwarz-rot-goldene Fahne, die ebenfalls sehr viel mit Weimars Geschichte – und also mit unserer Heimat – zu tun hat...



Abmoderation
Das Stadtmuseum und seine Veranstaltungen finden in der Vielzahl musealer Einrichtungen in unserer Stadt zu wenig Beachtung, meint Wolfgang Renner – und er warb in seinem Kulturreport heute für einen Besuch des Museums und der Mittwochsvorträge, die dort regelmäßig stattfinden...

(Wolfgang Renner)

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