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Kommentar

Kommentar vom 13.04.2010

Lech Kaczynski - ein Nachruf - Der polnische Präsident Lech Kaczynski ist tot. Mit ihm starben 95 weitere Menschen, darunter zahlreiche hohe Repräsentanten Polens. Eine Katastrophe für das Land; so ist überall zu lesen. Besonders wegen der Symbolik um Katyn. Und schnell wurde auch die Schuldfrage geklärt: der Nebel war´s und natürlich der Pilot, der trotz eindringlicher Warnungen vier Landeversuche unternommen hat. Interessanterweise taucht in den deutschen Leitmedien ein höchst brisantes Detail nur am Rande auf: Als Lech Kaczynski 2008 nach Georgien flog, bedrängte er den damaligen Piloten trotz Gefahrenwarnungen in Tiflis zu landen. Der Pilot aber flog weiter zu einem sicheren Flughafen. Kaczynski schäumte und warf dem Piloten Befehlsverweigerung vor. Gut möglich, dass diesmal ähnliches an Bord passierte und der Pilot dem Druck des Präsidenten nachgab.

Rekapitulieren wir kurz einige bemerkenswerte Details in der Präsidentschaft Kaczynskis. 2005 wurde er gewählt. Eigentlich war der jetzige Premier Tusk der Favorit, doch dann streute das Kaczynski-Lager das nachweislich falsche Gerücht, dass der Großvater Tusks ein Kollaborateur Nazi-Deutschlands gewesen sei. Kaczynskis Amtszeit war stets durch mangelnde Diplomatie gekennzeichnet. Er polarisierte. Er trat für die Einführung der Todesstrafe ein, wollte Homosexualität verbieten und gegenüber den Nachbarländern Deutschland und Russland trat er ausgesprochen feindlich auf.

Als ihn die taz in einer Satire als Kartoffel bezeichnete, wurde gar die Auslieferung der taz-Journalisten an Polen gefordert. Dies sorgte gar in den USA für Erheiterung. Zuletzt war er in der gesamten Europäischen Union weitgehend isoliert.

Lech Kaczynski hatte ein Problem, das auf viele erfolgreiche Politiker zutrifft, heißen sie nun Berlusconi, Sarkozy oder Westerwelle: zu viel Ehrgeiz, zu viel Skrupellosigkeit, zu wenig Differenzierungsvermögen und zu wenig Menschlichkeit. Damit – gepaart mit einem wenig vorteilhaften Äußeren - werden sie alle zu Witzfiguren. Sollte Kaczynski aber tatsächlich die Schuld am Absturz haben und sollte sein Tod tatsächlich zu einer Versöhnung zwischen Polen und Russen führen, dann wäre er auch in der Tat – so absurd es klingen mag - ein tragischer Held.



(Oliver Kröning)

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