Bildarchiv
Bildarchiv vom 27.01.2016
Das weinende Mädchen - Seit einigen Tagen ist an einer Hauswand im Londoner Stadtteil Knightbridge ein neues Graffito des Streetart – Künstlers Banksy zu sehen.
Genau gegenüber der Französischen Botschaft schwebt nun ein
weinendes Flüchtlings – Mädchen in einer Gaswolke. Im Hintergrund ist die französische Flagge auszumachen.
Einen anspielungsreichenTitel hat das Bild auch: Es nennt sich „Cosette“.
Das ist eine Mädchenfigur des weltberühmten Musicals „Les Miserables“.
Erstmals befindet sich auch ein QR – Code neben dem Bild. Der verweist auf das Video eines Reizgas – Polizeieinsatzes gegen Flüchtlinge im nordfranzösischen Calais vom Januar 2016. Das dortige improvisierte Flüchtlingslager trägt den Beinamen „Dschungel“ und ist längst für seine unmenschlichen Zustände bekannt. Zehntausende sind dort auf engstem Raum zusammengepfercht.
Banksys „Cosette“ ist nun schon der zweite kritische Bildkommentar zur Flüchtlingspolitik Frankreichs.
Im Dezember letzten Jahres hatte er das Bild des Apple – Gründers Steve Jobs auf die Hauswand des großen Flüchtlingslagers In Calais gesprüht. Als Flüchtling, mit Computer unterm Arm und Müllsack über der Schulter.
In Anspielung auf seine Herkunft. Job’s biologischer Vater kam dereinst als Flüchtling in die USA.
Seit über zehn Jahren reagiert Banksy mit seinen markanten Graffiti auf soziale Situationen eines Ortes und hat es zu Weltruhm gebracht. Per Selbstläufer ist er Kult geworden. Nicht durch seinen Namen – den immer noch keiner kennt. Sondern durch seine Wandwerke und vor allem die medialen Reaktionen darauf.
Auch der internationale Kunstmarkt hat reagiert und veräußert seine Wand – Sprühbilder wie Fetische.
Die sollen mittlerweile einige Hunderttausend Euro kosten.
Dieses Schicksal könnte nun auch Banksys „Cosette“ ereilen. Denn aktuell ist es nicht mehr zu sehen.
Laut Medienberichten wurde das Bild von Arbeitern mit einer Sperrholz – Platte abgedeckt.
Der Auftraggeber und Besitzer der Immobilie ließ verlauten, dass das Bild lediglich geschützt würde.
Doch laut Scotland Yard habe es schon Versuche gegeben, das Bild zu stehlen.
So schnell wird denn auch die widerspendstigste visuelle Kommunikationsguerillia vom Markt aufgesogen.
Ein Schelm, wer Schlechtes dabei denkt.
(Claus Bach)
