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Kulturrückblick

Kulturrückblick vom 09.03.2016

DNT-Spielplan 2016/17 - Gestern war Programmpressekonferenz in Deutschen Nationaltheater.
Pünktlich vor der Internationalen Tourismusbörse in Berlin wurden nun also die Vorhaben von Schauspiel, Oper, Staatskapelle und Kunstfest zur neuen Spielzeit 2016/17 vorgestellt.
Die alte Spielzeit endet und die neue Spielzeit beginnt ja mit einer großen Herausforderung für das Theater und seine Ensembles: der baubedingte Umzug in die Redoute in der Ettersburger Straße. Von Mitte April bis Ende September wird das sein. Ab Oktober 2016 gibt es dann auf gewohnter Bühne aber auch wieder zahlreiche Premieren und Projekte...

Beginnen wir mit der Oper:
Die erste Opernpremiere der nächsten Spielzeit ist Rossinis „Die Italienerin in Algier“ – ein sehr komisches, turbulentes , ja verrücktes Werk wurde uns da versprochen.
Dann kommen „Die Meistersinger von Nürnberg“, die Richard Wagner- Oper läuft ja bereits vor dem Start in Weimar schon fünfmal in Erfurt – zusammen mit dem dortigen Orchester – in Weimar übernimmt dann die Staatskapelle, aber Sänger und Chöre werden auf beiden Bühnen zu hören sein, wobei die Chöre beider Häuser zusammen dann auf mehr als 80 Sänger kommen und dadurch einen bemerkenswerten Klang bieten können...
Die dritte große Opernpremiere ist die tragische Geschichte der attraktiven, faszinierenden Frau namens „Lulu“. Damit setzt das DNT-Opernensemble sein Vorhaben fort, jährlich ein Musikwerk aus der Zeit der Weimarer Republik zu präsentieren. Nach Krenek und Spoliansky ist das nun also Alban Berg...
Und danach wagt sich Intendant Hasko Weber erstmals persönlich an einen Opernstoff heran; er inszeniert Beethovens große Freiheits-Oper „Fidelio“. Wir dürfen gespannt sein...
Die fünfte Opernpremiere ist eine neuerliche Reminiszenz an Shakespeare – und zwar mit „Otello“ von Verdi: große Chorszenen und als Solistin dabei auch wieder Johanni van Oostrum...

Bei den Besetzungen für das Opernensemble wird teils noch verhandelt, Operndirektor Hans-Georg Wegener aber versprach, es wird noch sehr interessant werden...
Aber damit nicht genug: „Frühlingserwachen“ ist eine neue, musicalhafte Oper speziell für junge Leute, damit man junge Hörer für die Oper fit macht und neu gewinnt... Das Besondere ist zudem, dass diese Oper von Jugendlichen vieler Nationen selbst gemacht wird und sogar Gehörlose (in der Oper!) einbezogen werden...

Das Orchester – die Staatskapelle Weimar – bekommt mit dem Ukrainer Kirill Karabits einen neuen Chefdirigenten. Das ist bekannt; er stellte sich ja bereits dem Weimarer Publikum vor und hat begeistert.
Seine erste Weimarer Spielzeit beginnt er mit einer symbolischen Verbeugung vor dem Ort und seiner Musikgeschichte: mit „Mazeppa“ von Franz Liszt und einer Sinfonie von Richard Strauss.
Ein Leitfaden seiner Konzertprogramme wird zudem eine musikalische Reflexion zu Orient und Okzident sein. Viele große europäische Komponisten tragen dazu etwas bei: Ravel, Saint-Saens, Rimsky-Korsakow usw. …
Und neben großer deutscher Klassik und Romantik – wie z.B. von Beethoven, Mozart, Wagner usw...- tauchen jetzt verstärkt auch viele Osteuropäer im Programm auf: Tschaikowsky, Borodin, Chatschaturjan etc.
Unter den neueren Klängen wird man u.a. Krzystof Penderecki oder Jazziges von Schostakowitsch und Gershwin finden.

Dann gibt es natürlich auch wieder ein Stummfilmkonzert, diesmal zum „Phantom der Oper“ oder das traditionelle Silvesterkonzert und auch das Sommerkonzert im Weimarhallenpark, das 2017 ein Wunschkonzert werden soll. Per Mail kann das Publikum rechtzeitig zuvor seine Wünsche anmelden. Und im Orchester ist man schon gespannt, was wohl gewünscht werden wird, ob ggf. auch etwas Modernes dabei sein wird?...

Der Mitteldeutsche Kirchentag, der im Mai 2017 in Weimar und Jena stattfinden wird, prägt auch das DNT-Programm: Der Opernchor wird die „Johannespassion“ des in Weimar geborenen Carl Philipp Emanuel Bach aufführen. Die Staatskapelle intoniert alte Luther-Choräle im neuen Gewand. Und auch das Schauspiel geht auf das Ereignis ein, und zwar mit George Taboris „Goldberg-Variationen“, ein Stück, das sich mit Theater und Weltschöpfung und göttlicher Musik beschäftigt.

Was bietet das Schauspiel noch?
„Rocco und seine Brüder“ nach dem legendären Visconti-Film, ein Theaterstück über die Ankunft einer Familie in einer fremden Stadt.
Um Familie ranken sich dann auch die Inhalte weiterer Stücke in der nächsten Spielzeit: „Antigone“ nach Sophokles mit der Fragestellung: Was ist wichtiger – politisches oder menschliches Recht?
Dann: Shakespeares „Hamlet“ und – wie gesagt – Tabori. An Peter Weiss wird mit einem Leseprojekt erinnert.
Und auf den kleinen Bühnen begegnen wir wieder einem Text von Juli Zeh, es gibt eine Inzenierung neuerlich mit dem Mehrgenerationenclub des DNT oder auch „Pünktchen und Anton“ von Erich Kästner für Kinder...

Und dann sind ja auch Theater und Kunstfest eng miteinander verbandelt. Slogan auf dem Tourismus-Flyer: „Wo Kunst von heute auf Geschichte trifft – Kunst Fest Weimar“. Da werden dann u.a. Fragen danach gestellt, welche Möglichkeiten Künstler heute haben, auf aktuelle Gesellschaftsereignisse zu reagieren oder auch erneut zum ästhetischem Widerstand.
Zu den mehr als 30 geplanten Produktionen des Kunstfestes wird es im April noch eine gesonderte Programmpressekonferenz geben, und dann werden wir auch darüber noch ausführlicher berichten.

Insgesamt ist es wiederum ein sehr ambitioniertes, auch ein sehr breit gefächertes Programm, das uns gestern im DNT vorgestellt wurde. Viele Schnittachsen zu Themen der Zeit und viele Bezüge zur Stadt gibt es, Visionen und Verankerungen... „Alles steht in einem Verhältnis zu dem, was uns umgibt“ hat Intendant Hasko Weber gesagt.

Und mit eben diesem Prinzip war man in den letzten drei Spielzeiten der Ära weber bisher recht erfolgreich. 2015 hatte das DNT 206.000 Besucher, Gastspiele oder Kunstfest darin eingerechnet – das waren wiederum beachtlich mehr als im Jahr zuvor. Und 32% aller Besucher waren Schüler und Studenten. Wer sagt da noch, das Theater habe keine Zukunft?

(Wolfgang Renner)

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