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Tonspur

Tonspur vom 02.05.2016

Town of Saints – No Place Like This - Mit der musikalischen Liebe ist es so eine Sache. Ob die so ist wie diese andere Liebe, die ungleich unbedeutendere, haha, sei dahingestellt. Ähnlichkeiten gibt es sicher. Nun ist da diese kleine Band, bestehend aus zwei Menschen, die selber ziemlich verliebt ineinander sind. Sie Finnin, virtuos schnell an der Fidel, und er Niederländer aus Groningen, an Gesang und Gitarre. Sie spielen schnell und singen dabei so herzzerreißend, dass das einerseits nach Irish Pub klingt, gleichzeitig nach Straßenmusik und dann vor allem nach mitten ins Herz, mitspringen, mitjauchzen und nach etwas viel größerem. Die Zuhörer goutieren das mit Euphorie. Ja, und dann passiert es. Die Band merkt, dass sie gut ist. Man holt sich ein paar Mitmusiker ins Boot, nimmt die mit auf Tour und baut sie in die Musik ein. Mehr Möglichkeiten, Tüfteleien, mehr Bombast. Es kann sein, dass die besondere Essenz dieser Band, in die man sich mal verliebt hat, dadurch in den Hintergrund rückt. Also die hektische Fidel vor reduzierter musikalischer Kulisse, der Gesang, der immer rau genug für die Straße klang. Es kann sein, dass die Band sich so sehr verändert, dass man als Resultat weniger verliebt ist oder gar noch an Schlimmeres denkt. Aber man kann die Sache auch anders angehen. Man kann anerkennen, dass diese immer noch überaus sympathischen Musiker Neues probieren wollen und eben auch mal fett klingen. Man kann feststellen, dass die Band live immer noch die beste finnisch-niederländische Kombo des Planeten ist. Und vielleicht das Fazit ziehen, dass die Band, wenn nun auch vielleicht nicht mehr ganz so liebevoll und verspielt, immer noch wunderbar ist. Nur anders.
Die Rede ist übrigens von der Band Town of Saints, die ich einmal kurz vor Weihnachten in Erfurt sah und dann sehr beglückt war. Bei einem Auslandsaufenthalt in den Niederlanden konnte ich sie mehrmals erhaschen und feststellen, dass, so wenig konventionell die Band ist, sie doch jeden mitzureißen vermag. Euphorie von Menschen aus Kanada, Tschechien, Italien, Finnland, na klar, ratz fatz. Jeder, der Town of Saints mal gesehen hat, ist zumindest ein klein wenig verknallt. Das Pärchen besteht übrigens aus Heta Salkolahti, die so unglaublich schnell an der Fiedel ist, und Harmen Ridderbos aus Groningen.
Die beiden trafen sich einst in den österreichischen Bergen. Hach. Wenn sie also groß und berühmt werden, wird genau dort der Hollywood-Film über ihre Karriere beginnen und die beiden werden ungeheuer stylische Funktionskleidung tragen. Zurück zur Musik.
Nach dem tollen Album „Something to Fight With“ und unzähligen Konzerten nun also das neue namens „No Place Like This“. Heta darf nun mehr im Vordergrund singen, was sie auf jeden Fall kann, und der Sound ist insgesamt, nun ja, fetter. Wer mehr Instrumente hat und statt zu zweit zu fünft ist, probiert logischerweise auch was aus. Die Songs sind geradliniger, das Album rund und abwechslungsreich. Das ist einerseits gut und andererseits muss ich damit leben, dass ich nicht alle Songs gleichsam lieben kann. „No Place Like This“ ist mir ehrlich gesagt schon ein wenig zu fett. Dafür sind die niedlichen „Win“ und „Shapes“ herzerwärmend und mit „Short Circuit Breakdown“ und „It’s Beautiful“ kann jeder zufrieden sein, der die alte Band vermisst hat. Aber mal grundsätzlich: Wer meckern will, kann das gerne tun. Ich hüpfe lieber zu dieser durchaus mögens- und gar liebenswerten Band durch die Wohnung. Dazu empfehle ich einen Song, der vielleicht ein bisschen drüber ist und nach cheesy Western-Saloon klingt, aber die bewährte Town of Saints-Euphorie auf den Punkt rüberbringt. Wir hören: Town of Saints mit „Short Circuit Breakdown“.

(Laura Eigbrecht)

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