Hörbuchrezension
Hörbuchrezension vom 10.05.2016
Der Hut des Präsidenten - heißt der Roman des französischen Autoren Antoine Laurain, welcher erst vor kurzem im Verlag Hoffmann und Campe in der deutschen Übersetzung und als Hörbuch erschienen ist.
Shanghai Drenger hat ihn gehört. Frank Grobe hat mit ihm darüber gesprochen:
Frank Grobe:
Ein französischer Autor und der Hut des Präsidenten, da ist naheliegend, dass es sich um den französischen handelt?
Shanghai Drenger:
Vollkommen richtig getippt. „Der Hut des Präsidenten“ ist eine durch und durch französische Geschichte. Sie beginnt in einer Brasserie, es gibt eine Seitensprung-Affäre, es geht um Parfum-Kreationen – also alles, was wir so fast klischeehaft mit unserem Nachbarland verbinden.
Selbstverständlich muss ein französischer Autor nicht auf einen fremden Präsidenten zurückgreifen. Man hat schließlich seinen eigenen, welcher auch noch ein Charakterkopf zu sein scheint, oder zumindest einen solchen hat.
Frank Grobe:
Was passiert in der Geschichte? Was hat es mit dem Hut auf sich?
Shanghai Drenger:
Die Geschichte fängt ganz einfach an: ein Mann geht in eine Brasserie, er möchte dort etwas Gutes essen, das macht er immer mal wieder, wenn seine Frau auf Reisen ist. Und als er dort sitzt, da erscheint plötzlich der französische Präsident, Francoise Mitterand mit ein paar Leuten. Die essen dort ebenfalls und verschwinden dann auch irgendwann. Und dann fällt dem Mann auf, dass einer seinen Hut hat liegen lassen. Der erst Impuls ist, rauszurennen und den Männern den Hut hinterherzubringen, doch der zweite ist, den Hut einfach zu behalten. Ein schöner Hut, ein guter Hut, ein teurer Hut – das ist verlockend.
So. Der Mann entscheidet sich für letzteres, zahlt seine Rechnung, setzt den fremden Hut auf und verlässt die Brasserie.
Und jetzt geht es los: am nächsten Tag hat er eine Vorstandssitzung, er ist wohl ein kleines Licht in irgendeiner Firmenleitung, und er hat an diesem Tag erstmals den neuen Hut auf. Und er fühlt sich großartig damit. Er merkt auch, dass er plötzlich mit einer ganz anderen Haltung in diese Sitzung geht, er fühlt sich nicht als das kleine Licht, als das er immer behandelt wird und er wagt es, seinem Vorgestzten vor versammelter Runde zu widersprechen und einen Gegenplan aufzumachen, was wiederum dem Oberboss oder so imponiert und plötzlich bekommt er von dem ein lukratives Angbot in einer anderen Niederlassung der Firma zu arbeiten, mit mehr Geahlt usw., die alte Geschichte.
Und, soviel noch: er zieht nun mit seiner Familie in die andere Stadt, der Möbelwagen ist bereits vorausgefahren, sie selbst reisen mit dem Zug, und da passiert es, er vergisst den Hut im Abteil, wo ihn wiederum eine fremde Frau findet. Und auch die beschließt, ihn mitzunehmen …
Frank Grobe:
Und dann geht die Geschichte in diesem Stil weiter?
…
Shanghai Drenger:
Gut, vier Personen insgesamt tragen diesen Hut und deren Geschichten lernen wir in diesem Roman kennen. Wie das ganze ausgeht, verrate ich natürlich nicht.
Auf jeden Fall hatte ich das Gefühl, das dieser Roman ein sehr poetischer ist. Also er hat sehr viele schöne kleine Bilder, die als Miniatur für sich stehen, aber eben in der Verkettung sehr gut miteinander funktionieren. Und es ist eine sehr gelassen erzählte Geschichte, also, ich meine fast, so typisch französisch, man möchte dabei sein Glas Rotwein trinken und am Baguette knabbern oder sich hin und wieder einen Käsewürfel in den Mund schieben. Also da passt irgendwie alles zusammen, dass es ein wirkliches Vergnügen ist.
„Der Hut des Präsidenten“ heißt das heute vorgestellte Hörbuch der Woche. Geschrieben hat es der französische Autor Antoine Laurain, gesprochen wird es von Stephane Bittoun und erschienen ist es 2016 bei Hoffmann und Campe.
Im Handel ist es für 20 Euro erhältlich.
(Shanghai Drenger)