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Kulturrückblick

Kulturrückblick vom 23.05.2016

Internationaler Museumstag in Weimar - Anmoderation:
Alljährlich am 22. Mai 2016 ist der Internationale Museumstag. Viele Museen feiern ihn mit einem vielfältigen Programm, bei freiem Eintritt für die Besucher.
Der Aktionstag war Anlass für Wolfgang Renner bei seinem heutigen Kulturreport, sich wieder einmal in der Weimarer und Thüringer Museumslandschaft umzuschauen...


„Museumslandschaft“, das ist das Stichwort. Der Internationale Museumstag – er fand in diesem Jahr übrigens zum 39. Mal statt – der hat alljährlich ein anderes Motto und es lautete in diesem Jahr: Museen in der Kulturlandschaft.
In Deutschland gibt es etwa 6.500 Museen, 230 davon in Thüringen, und die haben hierzulande etwa 4,1 Millionen Besucher. Und dennoch brauchen sie immer noch viel mehr Aufmerksamkeit, wenn man sie bei aller Budgetknapphiet in bisher gewohnter Form aufrecht – also geöffnet – halten will. Ein Ziel des diesjährigen Musumstages war es daher, besonders auf thematische Vielfalt dieser Einrichtungen hinzuweisen, auf die Vernetzung ins kulturelle Umland, auch auf Grenzüberschreitungen zu anderen kulturellen Bereichen und nicht zuletzt auf eine Verbindung zu Medien.

In Weimar gibt es – laut Auskunft vom Tourismusbüro - 34 Museen. Für 65.000 Einwohner ist das eine ungewöhnlich hohe Zahl. Und mit dem entstehenden Bauhausmuseum ist noch ein 35. Museum in Sicht, und nach dessen Umzug ins neue Domizil wird dann am Theaterplatz noch ein Gedenkort für die Verfassungsgebende Nationalversammlung und die Weimarer Republik – gewissermaßen das 36. Museum – eingrichtet.
Damit haben wir aber noch gar keinen Ort für Johann Sebastian Bach und seine Söhne, kein Museum für Herder, keins für Wieland; - es also noch Luft nach oben...

Zum Glück kommen jährlich mehrere Millionen Touristen in die Stadt – und sie sind es, die in erster Linie eine solch hohe Anzahl an Museen hier rechtfertigen. Auch die Besucherzahlen sind durchaus beeindruckend: mehr als eine Dreiviertelmillion für die Klassikstiftung Weimar, mehr als eine halbe Million für die Gedenkstätte Buchenwald, mehr als eine Viertelmillion Menschen auf der Wartburg (und die kommt ja bekanntlich auch aus Weimar...). Wenn wir weitere Thüringer Einrichtungen betrachten, dann kommen Museen, wie Schloss Friedensstein in Gotha, Point Alpha bei Geisa und die Heidecksburg in Rudolstadt auch noch auf mehr als 100.000 Besucher. Museen in Erfurt, Gera, Meiningen, selbst Eisenach, scheinen dagegen mit Zahlen zwischen 30.000 und 70.000 Besuchern abgehängt. Interessanterweise sind aber noch die verschiedenen Grenzmuseen auf Thüringer Boden für viele Besucher recht interessant...

Aber damit stellt sich bei den Museen auch die gleiche Frage, wie bei den Theatern und Orchestern: Wollen wir eine große Breite und überall etwas in der Fläche haben, oder wollen wir eher das Besondere, Exklusive, eine Präsenz weit über die Region hinaus? Thüringens Kulturpolitik versucht den Spagat zwischen beidem: Museen in der Fläche, als Kulturzentren in der Region – beredtes Beispiel dafür ist das neue Konzept einer Museumslandschaft für Südthüringen – und zugleich auch die Förderung der Städte-Museen, um sie für Touristen interessant zu halten, gar dienstbar zu machen.
In beiden Fällen wird das Museum allerdngs zum Vehikel für dritte – nicht vordergründig museale – Interessen.

Aber was wäre denn eine eigentliche Aufgabe des Museums?
Ganz ursprünglich, in der Antike, war ein Museum ein „Tempel“, ein Heiligtum der Musen, welche als Beschützer von Kunst, Kultur und Wissenschaften galten. In der europäischen Geschichte waren Museen Sammlungen herrschender Adliger, nicht öffentlich. Dann aber schuf das vom Adel sich emanzipierende Bürgertum eigene museale Einrichtungen, und eine wissenschaftliche Forschung dafür.
Für die Gegenwart gilt: Ein Museum ist eine Institution, die nicht gewinnbringend, aber im Dienste der Gesellschaft und ihrer Entwicklung, bedeutsame und lehrreiche oder exemplarische Gegenstände erwirbt, sammelt, aufbewahrt, kategorisiert, erforscht, vermittelt und Teile davon für die Öffentlichkeit ausstellt. Zwecke sind das Studium, die Erziehung und Freude.
Aber solche nicht-kommerziellen Bildungsaspekte werden im neoliberalen Zeitalter mitunter vergessen; denn jetzt sollen Museen Regionen beleben, Tourismus ankurbeln, Besucherrekorde einfahren oder Unterhaltung bieten.

Ein Internationaler Museumstag will daher immer auch ein grundlegendes Nachdenken über Sinn und Zweck von Museen heute anregen. Im Unterschied zum Tag der Offenen Museen, den es in Kürze ja auch wieder geben wird, trägt der Museumstag keinen solchen Volksfestcha-rakter, ist stiller, bescheidener, und dennoch sehr wichtig.
Wer am Sonntag in einigen musealen Einrichtungen der Stadt oder des Landes unterwegs war, bei Sonderführungen und Vorträgen – der wird diesen Unterschied bemerkt haben. Die Einrichtungen der Stiftung Weimarer Klassik haben sich allerdings nicht daran beteiligt, so wie die anderen Museen zu ihrem Feiertag den Besuchern einen kostenlosen Eintritt zu gewähren.


Abmoderation:
Über Musen und Museen sprach heute Wolfgang Renner bei seinem Kulturreport. Bleibt die Frage, zu ergänzen: Wann waren Sie das letzte mal im Museum? Es gibt da in Weimar viel zu sehen...


P.S.
Auch etwas Museales – zwar nicht als Beitrag für den Internationalen Museumstag gedacht, und so ganz anders – war die neuerliche Auflage der Weimarer Dadamenta bereits am Sonnabend.
100 Jahre Dada wurde da lauthals gefeiert, mit Umzug durch die Stadt, mit jazzigen Klängen und absurden Chor, mit Alphörnern und mit vom Sinn befreiten Texten. Herrlich...

(Wolfgang Renner)

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