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Kulturrückblick

Kulturrückblick vom 30.05.2016

Halbzeit im Spiegelzelt - Anmoderation:
Am Wochenende war Halbzeit beim Köstritzer Spiegelzeltfestival in Weimar. Wolfgang Renner war für seinen Kulturreport dabei und hat sich die Konzerte am Sonnabend- und Sonntagabend angehört...


Gewitterstimmung am Sonnabend überm Spiegelzelt am Park. Es ist schwül und bleibt unentschieden, ob Sonne scheinen oder ob es regnen will. Auch drinnen ist es dunkel und warm, die Luft fast stickig. Dabei ist das Zelt geräumig; von außen ahnt man kaum, wieviele Menschen darin Platz finden können. Die Bühne ist nah, hautnah am am Publikum. Stühle und Tische stehen eng, dazwischen huschen Kellner umher – eine richtige Cabaret-Stimmung eben: So ähnlich könnten die „golden twenties“ gewesen sein.

Das Programm in seiner Gänze ist toll, eigentlich einmalig in Thüringen: ein Stelldichein von großen Namen und zugleich von Neuentdeckungen. Begegnungen mit Stars von Bühne, Film und TV sind garantiert. Und das vielleicht macht auch den besonderen Erfolg des Köstritzer Spiegelzeltfestivals in Weimar aus. Ein Revuezelt ist eben keine Konzerthalle, das Ambiente viel lockerer, gefälliger, mit Gastronomie, aber dann eben auch unruhiger. Hier kommen die großen Themen der Kunst und Kultur – die Sorgen, Erkundungen, Lebensweisheiten – etwas beiläu-figer daher, nicht so vordergründig, wie man es vielleicht beim Theater erwartet; es ist Unterhaltung. Und gute Unterhaltung hat ja immer auch etwas mit Haltung zu tun.

Impresario Martin Kranz ist bemüht, Künstler mit Haltung nach Weimar zu holen. Das gelingt meist – und nur manch-mal nicht ganz... Die wirklich guten Entertainer, deren Unterhaltung auch wirklich ganz große Kunst ist, trifft man hierzulande nicht allzuoft. Es ist in diesem Jahr bereits das 13. Spiegelzeltfestival in Weimar, das heißt, es muss auch Wiederholungen im Programm geben: Wiederholung der Namen, dann aber meist auch mit neuen Programmen.

Am Sonnabend habe ich mir Jasmin Tabatabai mit dem David-Klein-Quartett angehört. In der Nacht zuvor hat sie noch bei der Verleihung zum Deutschen Filmpreis gesungen und getanzt – man konnte es im Fernsehen erleben. Einen Tag nach dem Auftritt – so verriet sie uns – hatte die Älteste ihrer drei Kinder Jugendweihe, und weil sie eine persische Familie hat, geht die Feier in ihrem Hause kaum unter 25 Personen ab. Nun; der Auftritt zwischen diesen beiden Ereignissen war dann für die chanson-singende Schauspielerin vielleicht doch etwas zu viel an Herausforderung; das Gewitter entlud sich an diesem Abend jedenfalls nicht im Zelt. Es war ein schönes, ein gefälliges Liedprogramm, für meinen Geschmack ein etwas seltsamer Mix an Gefühlswelten zwischen Georg Kreisler und Reinhard May, mit Swingballaden und Filmsongs von „Paul und Paula“ bis – natürlich! - „Bandits“.
Aber da gibt es auch Stimmgewaltigeres, Stimmungs-volleres auf dem deutschen Brett'l. Und selbst die Band in ihrem Rücken hätte (für mein Empfinden) etwas munterer sein können.
Aber während ich auf diese Weise urteile, stellt sich sofort auch die Frage nach dem Maßstab, den wir da ansetzen: Einerseits ist es toll, dass es hier überhaupt solche Angebote gibt – und sie sind ja wahrlich nicht schlecht – und dann wieder, eben nach 13 Jahren Erfahrung mit bestem Entertainment auch hier in Weimar – wird die Latte der Bewertung immer höher gesetzt: Jasmin Tabatabai, ein bekannter Name, der Publikum zieht, schön... aber da gibt es auch Interessanteres...

Gleich am nächsten Abend zum Beispiel: Da kam eine noch ziemlich unbekannte Künstlerin ins Spiegelzelt: Addys Mercedes, eine charismatische Sängerin aus Kuba, die jetzt im Ruhrgebiet lebt. Sie trug ihre Lieder mit markanter Stimme, vor allem aber mit einer ansteckenden Freude vor, und einem Rhythmusgefühl, wie es eben viele Lateinamerikaner auszeichnet. „Meine Musik wäre in Kuba unmöglich entstanden, wäre aber ohne Kuba auch undenkbar“. Und wenn es uns mal nicht so gut geht, müssen wir tanzen, sagt sie. Und singt und spielt – gemeinsam mit ihrer 15jährigen Tochter und zwei weiteren Musikern - predigt Lebensfreude pur. Sehr eindringlich – und viele im Saal singen mit. Da schwappte ein Stückchen weite Welt ins kleine Spiegelzelt – Fusion (fast ein Gewitter, aber viel Temperament) mit Samba und Rock und Songs, voll karibischer Sonne – beste Unterhaltung mit Haltung.
Jedenfalls freue ich mich jetzt schon umso mehr auf das im Juli bevorstehende Weltmusikfestival in Rudolstadt.

Bis dahin kann man aber auch in Weimar noch viele bemerkenswerte Künstler erleben. Heute und morgen Abend z.B. den Ausnahme-Entertainer Götz Alsmann.
Das Spiegelzeltfestival geht nun in seine zweite Hälfte, aber es geht nicht bergab – sagte Kranz – es werden nur weniger Konzerte. Gilt aber nur fürs Spiegelzelt...


Abmoderation:
Im Köstritzer Spiegelzelt klingt es allabendlich noch bis zum 19. Juni. Und gleich darauf erwartet uns ja schon der „Weimarer Sommer“ mit weiteren Festivals.
Der Kulturreport heute kam von Wolfgang Renner ...

(Wolfgang Renner)

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