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Kulturrückblick

Kulturrückblick vom 07.07.2016

"Bunbury" als Arena-Spektakel in Jena - Anmoderation:
Mit einem Theaterspektakel begann gestern Abend die Kulturarena Jena in diesem Jahr. Bis Sonntag ist dort die Aufführung von „Bunbury“ nach Oscar Wilde zu sehen.
Und Wolfgang Renner hat sich das Stück angesehen...


Gestern Abend begann auf dem Platz vor dem Theaterhaus in Jena das Sommerspektakel zur Eröffnung der Kulturarena. An vier Abenden insgesamt – also bis Sonntag – stehen wieder sehr viele Schauspieler (Profis wie Amateure) und auch Musiker und sogar Bühnentechniker auf der Bühne. Viele Kostüme, Live-Musik und eine turbulente Handlung zeichnen diese Arena-Sommerspektakel stets aus, seit Jahren schon. In diesem Jahr bereits zum 20. Mal. Von „Finster! Schiller! Finster!“ im Jahre 1997 über „Das Narrenschiff“, „Urban Shots“, „Jena kocht“ oder „Brülle, China“ angefangen, gab es dann auch Klassisches von Schiller, Shakespeare oder Brecht, zuletzt „Frankenstein“, „Der Meister und Margerita“, „König Ubu“ und „Kasimir und Karoline“ - und nun also den „Bunbury“ - nach einer Vorlage des irischen Dichters Oscar Wilde.

Die Jenaer Theaterspektakel sind allesamt ungewöhnliche, auch interessante Inszenierungen – sie sind allerdings auch selten nur wirklich spektakulär gewesen. Und in diese Reihe wird sich wohl nun auch der „Bunbury“ einreihen...
Ich konnte mir bereits Anfang der Woche eine Hauptprobe zum Stück ansehen, und die hat mich nicht durchweg begeistern können. Vielleicht lag es daran, dass es noch eine Probe war, so dass Sprache, Handlungsfluss und Stückverständlichkeit mir verbesserungswürdig erschienen.
Worum geht es bei „Bunbury“?
Um Schein und Sein, um Personen, die selbst in ver-schiedene Rollen schlüpfen, sich dabei ein Lügengebäude konstruieren, nur um aus ihrem gewohnten, wenngleich luxuriösem, Leben – wenigstens zeitweise – auszubrechen. Der eine floh deshalb vom Land in die Stadt, der andere von der Stadt aufs Land. Dann kommt bei beiden die Liebe ins Spiel, und eine familiäre Verwechslungstragödie nimmt ihren Lauf. Aber es wäre kein Sommertheater, wenn sich die Tragödie der Unmoral und Missverständlichkeiten zuletzt nicht doch in eine Komödie wandeln würde – nicht immer ganz glaubhaft, aber doch zufriedenstellend für den Sommertheaterbesucher.

Das Stück hat Moritz Schönecker eingerichtet, Benjamin Schönecker baute die Bühne und Joachim Schönecker sorgte für Live-Musik, mit zwei Musikerkollegen. Zu nennen wären auch noch Veronika Bleffert, die hunderte Kostüme schuf, meist im Stile eines England der zwanziger Jahre, manche erinnerten auch an Comicfiguren – das Ganze als als Augenschmaus, letztlich vielleicht auch um manche einsilbige Wiederholung in der Schauspielkunst einiger Darsteller zu kompensieren. Und Peter Engelbrecht, der während des laufenden Stückes immer wieder Kameras auf der Bühne auf- und abbauen ließ, da huschten zahlreiche schwarzgekleidete Techniker umher, und ermöglichten, dass einige Schauspielsequenzen während des Spiels zugleich an Bildwände geworfen wurden. Das hatte freilich Schauwert, dem Stück und der Handlung diente es allerdings nicht unbedingt.

1964 – zu DDR-Zeiten – hat das Metropol-Theater in Berlin das Musical „Mein Freund Bunbury“ mit der Musik von Gerd Natschinski welturaufgeführt. Da waren vielfältige Stile der Musik zu hören, welche vor allem auch die handelnden Personen deutlich charakterisiert haben. Auf diese Möglich-keit aber hat man in Jena verzichtet. Statt dessen Swing mit Gitarre, Klarinette, Kontrabass. Und ein paar Schlager.
Auch die gesellschaftskritischen Passagen von Oscar Wilde kommen hier nur eher beiläufig vor: jener Müßiggang und die verlogene Scheinwelt der sogenannten Upper Class.
Was ist hier wahr und wer ist echt? - die Frage wird mir durch nicht allzutief gehenden Klamauk zu sehr verspielt...
Und dennoch ist es insgesamt eine witzige Verwechslungs-komödie geworden, gespickt mit vielen eleganten und geistreichen Sätzen. Und eben das macht es dann auch, dass der Jenaer „Bunbury“ letztlich doch stimmungsvoll und als Einstieg für die kommenden Sommerabende vor dem Jenaer Theaterhaus durchaus tauglich wird.


Abmoderation:
„Bunbury“, eine Verwechslungskomödie von Oscar Wilde läuft noch bis Sonntag als Sommerspektakel zum Auftakt der Kulturarena Jena. Wolfgang Renner hat das Stück gesehen und war nicht rundum begeistert. Wer sich das Stück selbst anschauen möchte,kann allerdings nur noch auf Restkarten vertrauen; denn wie zu hören war, sind alle Vorstellungen bereits ausverkauft.

(Wolfgang Renner)

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