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Kommentar

Kommentar vom 13.07.2010

Die Exklusivität des Fußballs - Spanien ist Weltmeister. Und fast alle sind sich einig, dass das beste Team gewonnen hat. Einen Monat lang hat die Fußball-Weltmeisterschaft die Massen in Deutschland und vielen anderen Ländern in Atem gehalten. Aber warum eigentlich? Was zeichnet Fußball gegenüber anderen Sportarten aus, dass es in Europa, Afrika und Lateinamerika der Sport Nummer Eins ist? Vielleicht weil er charakteristisch für unsere gesamte Gesellschaft steht. Während es im American Football sehr martialisch zu Sache geht und im Eishockey schon mal eine handfeste Prügelei das Spiel unterbricht, liegen die Akzente im Fußball anders. Ständig reklamieren die Spieler beim Schiedsrichter, um einen Vorteil zu erlangen. Und sich fallen zu lassen, um einen Elfmeter oder Freistoß zu schinden, wird von allen Teams praktiziert. Aber Ehrlichkeit ist ja auch sonst eher eine hinderliche Sache.

Fragt sich nur, warum Fußball auch noch dafür herhalten muss, um Nationalgefühle quasi exklusiv zu kanalisieren. Klar, der Afghanistan-Krieg taugt nicht so gut dafür, von „Guttenbergs Jungs“ zu sprechen, aber auch sonst ist nationaler Pathos eher verpönt. Im Mai war in Deutschland Eishockey-Weltmeisterschaft, aber Nationalfahnen an Autos oder Fenstern gab es nicht. Auch kein Bundesverdienstkreuz für Nationaltrainer Uwe Krupp. Obwohl auch das deutsche Eishockey-Team sensationell ins Halbfinale kam.

Haben Europäer im Gegensatz zu Nordamerikanern oder Indern vielleicht ein Fußball-Gen im Kopf? Wohl kaum. Der Hype um die Fußball-Weltmeisterschaft ist lediglich ein schönes Beispiel für die totale Manipulierbarkeit der Massen. Daran arbeiten die Medien zusammen mit diversen Interessenverbänden in Perfektion. Das ehemalige Nachrichenmagazin DER SPIEGEL fand es wochenlang wahnsinnig originell, „Schland“ statt „Deutschland“ zu schreiben. Das Springer-Blatt DIE WELT entblödete sich nicht, Deutschland als das zweitbeste Team der Welt zu bezeichnen. Wen kümmert es da, dass Deutschland Glück hatte, nicht schon im Viertelfinale auf eines der drei stärksten Teams, also Spanien, Niederlande oder Brasilien zu treffen. Von der Niederlage gegen Serbien ganz zu schweigen. Egal, Hauptsache ein nationales Wir-Gefühl wird bedient. Die einstmals seriösen Medien finden sich immer mehr in den Niederungen des Boulevard-Journalismus. „Wir sind Deutschland“? Nicht ganz. Eher schon: „Wir sind BILD-Zeitung!“

(Oliver Kröning)

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