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Hörbuchrezension

Hörbuchrezension vom 11.08.2009

Gianni Rodari: Zwiebelchen - Die Geschichte von Zwiebelchen und seinen vielen vitaminreichen Freunden und Bekannten ist zweifelsohne ein Stück der großen Literatur für kleine Leute. Die Abenteuer der kleinen Knolle aus der Feder von Gianni Rodari dürften ohne weiteres jedem Vergleich mit anderer Weltliteratur für Kinder stand halten.

Prägendes Element dieser Geschichte von Widerstand und Gerechtigkeit ist ihre Zeitlosigkeit. Was scheinbar in der hohen Zeit des europäischen Feudalismus angesiedelt ist, könnte sich ebenso gut heutzutage ereignen. Schließlich basieren viele Gesellschaftsformen auf konkreten Machtverhältnissen, die oftmals wenig Raum für Gerechtigkeit lassen, bzw. auf Verhältnissen, welche Machtmissbrauch Tür und Tor öffnen. Völlig gleich also, ob tatsächliche Gräfinnen und Statthalter die Rolle des Bösen übernehmen oder ob es sich um korrumpierte Angestellte eines Systems handelt.

Zwiebelchen, der Robin Hood des Gemüsegartens, will, dass alle in Frieden miteinander leben können. Und so präsentiert sich diese Abenteuergeschichte als erzählenswerte Gesellschaftssatire und als Revolutionsepos.

Aus eigener Betroffenheit heraus versucht Zwiebelchen zunächst nichts anderes, als den eigenen Vater aus dem Gewahrsam des Statthalters Zitrone zu befreien. Der Plan ist gewagt und schwierig, weshalb es der Unterstützung anderer bedarf. Folglich sucht Zwiebelchen nach Verbündeten, die es bald findet, denn so manchem Mitbewohner im Dorf wird ebenfalls böse mitgespielt. Und da es keine taugliche und funktionierende Gerechtigkeit gibt, wie sich schnell am Bild des der Macht loyalen Rechtsanwalts Erbse zeigt, muss zur Tat und Selbsthilfe geschritten werden. Zwiebelchen ersinnt eine Strategie des gewaltfreien Widerstands, Zwiebelchen mobilisiert gewissermaßen Klassen-übergreifend (oder international) nicht nur sein Mitgemüse, sondern auch den eigentümlichen Maulwurf oder den Bären. Wenn alle den anderen etwas gönnen, gibt es keinen Grund dafür, sich das Leben gegenseitig schwer zu machen. Selbst den vermeintlich Bösen räumt Zwiebelchen Mitgefühl, Chancen und Rechte ein. So erscheinen die rabiaten Befehlsempfänger und -ausführer des Statthalters Zitrone letztlich auch nur selbst als Gemüse und somit als Gleiche unter Gleichen.

Wie in einer guten Kindergeschichte üblich, wird am Ende natürlich auch alles gut. Darauf können wir uns von Anfang an verlassen. Die Gerechtigkeit siegt und so soll es auch sein. Wer in dieser Geschichte ob des euphorischen Endes mit Enteignung des Adels und allem revolutionärem Drum und Dran gar nur ein kommunistisch geprägtes Machwerk sehen möchte, darf das ruhig tun. Doch sollte dabei nicht aus den Augen verloren werden, dass jede demokratische Gesellschaft, so sie sich der Gerechtigkeit verpflichtet fühlt, Elemente dessen in sich birgt.

Katharina Thalbach geht in der Rolle der Erzählerin förmlich auf und reißt die Hörerinnen und Hörer buchstäblich mit, Zeile um Zeile, Seite um Seite dieser großartigen Geschichte.

„Zwiebelchen“ von Gianni Rodari
gelesen von Katharina Thalbach
Produktion LÜBBE-Audioverlag 2009
4 CDs, 285 Minuten
Preis: 16,95 €
ISBN: 978-3-7857-3678-4

(Shanghai Drenger)

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