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Hörbuchrezension

Hörbuchrezension vom 21.07.2009

Franz Fühmann: Die Suche nach dem wunderbunten Vögelchen - Was wäre eigentlich, wenn es die Ereignisse des Herbstes 1989 in der DDR nicht gegeben hätte? In Anbetracht des zwanzigjährigen Jubiläums dieser Ereignisse mag man sich diese Frage bisweilen stellen.

Vermutlich würde immer noch in den Lesebüchern der Grundschüler der aufregende Kinderkrimi „Die Suche nach dem wunderbunten Vögelchen“ von Franz Fühmann stehen, eine durch und durch sozialistisch motivierte Kurzgeschichte, die vielen Schülergenerationen der DDR seit den 70er Jahren ein idealistisches Bild der Volkspolizei vermitteln sollte.

Im Garten des Kinderheimes der Stadt Käsebrot lebt ein buntes Vögelchen, welches von den dort lebenden Kindern sehr gemocht wird, da es mit seinem Gesang Frohsinn bereitet. Doch eines Tages ist das Vögelchen verschwunden, gestohlen, wie die Kinder sogleich vermuten. Zwei Volkspolizisten von der Kriminalpolizei kommen und untersuchen den Tatort. Die Jagd nach dem Verbrecher beginnt.

Dieser Krimi unterscheidet sich im Genre kaum von den Abenteuern der TKKG oder anderen bekannten Juniorermittlern. Auffallend hier ist allerdings der nachhaltig erhobene moralische Zeigefinger. Die Polizisten nehmen auf ihre Verfolgungstour natürlich nur die besten Kinder mit, die natürlich alle Junge Pioniere sind, Kinder, die sich stets am gründlichsten waschen, die stets anderen helfen und die am besten ihren Pionier-Dienst verrichten. Die verdienstvollsten also. Zudem sind die Volkspolizisten sehr korrekt und überaus höflich und müssen am Ende sogar selbstkritisch Fehler eingestehen, denn die Jagd nach dem Dieb des Vögelchens verläuft bei weitem nicht ohne Pannen.

Nun, es ist eine typische DDR-Schulbuchgeschichte, die die Kinder bereits im Grundschulalter zu „allseits gebildeten sozialistischen Persönlichkeiten“, wie das damals hieß, formen sollte. In diesem Sinn hatte sie ihren Platz in den Schulbüchern. Warum sich der LÜBBE-Audio-Verlag heute allerdings einer Hörbuchproduktion derselben verschrieben hat, mag einzig und allein mit dem Nostalgiegeschäft zu begründen sein; eine Erinnerung für die in der DDR aufgewachsenen Generationen. Für Kinder im Grundschulalter scheint mir diese Geschichte jedoch heutzutage ungeeignet. Auch eine kurze Erklärung im Inlet der CD zu Begriffen wie Volkspolizei, Pionierorganisation oder Sozialismus/Kommunismus schafft da keine Abhilfe.

Mit der „Suche nach dem wunderbunten Vögelchen“ ist dem 1984 verstorbenen Franz Fühmann zwar eine spannende Kindergeschichte gelungen, doch hat er vor dem Hintergrund seiner eigenen Lebensgeschichte mit Sicherheit andere Referenzen für sein schriftstellerisches Können verdient.

„Die Suche nach dem wunderbunten Vögelchen“ von Franz Fühmann
gelesen von Jacki Schwarz
erschienen bei LÜBBE-Audio-Verlag 2009
ISBN: 978-3-7857-3830-6
1 CD/68 Minuten
Preis: 9,95 €

(Shanghai Drenger)

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