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Kommentar

Kommentar vom 22.06.2001

Temperatur - So, den längsten Tag und somit auch die kürzeste Nacht haben wir hinter uns und der Sommer hat, zumindest laut Kalender, Einzug in unsere Breiten gehalten. Den Temperaturen scheint das weitestgehend egal zu sein, doch hin und wieder lassen sich ein paar Sonnenstrahlen blicken.

Ja ja, die ersten Sonnenstrahlen. Die sind es auch, die die ersten wirklichen Heerscharen an Touristen nach Weimar bringen, die dann wie ein wütender Heuschreckenschwarm über die erste sich auftuende öffentliche Toilette hereinfallen. Im Schweinsgalopp geht es dann weiter zur echten Thüringer Bratwust, die zwischen Theaterplatz und Goethe-Gartenhaus heiß und fettig in die Mägen plumpst.

Angetrieben von den Reiseveranstaltern geht es dann hastigen Schrittes zurück in die Schillerstraße und auf den Marktplatz, wo der zweite Hunger gestillt werden kann. Die Stadtführer müssen jetzt aber schon gehörig aufs Tempo drücken, damit die rüstigen Gruppen auch ihr Pensum schaffen, denn Thüringen ist groß und Weimar doch so klein. Da bleibt wenig Zeit, wenn man den Thüringer Wald an diesem Tag noch für den gemütlichen Dia-Vortrag im Wohnzimmer irgendwo in Deutschland auf Negativ bannen will.

Nein, es gibt auch andere. Ebenfalls mit Bussen angekarrt, ebenfalls die erste öffentliche Toilette stürmend, sind da auch noch Touries am Start, die sich, auf den Spuren der Klassiker bewegend, den Faust im DNT, und nur im Weimarer DNT ansehen wollen. Wie dem auch sei, eines ist und bleibt gleich. Diese leichte Note von 4711 echt kölnisch Wasser in der Luft.

Wobei, diese Zahlenkombination 4711 sofort eine andere in mein Gehirn springen läßt. 0815 ist die Nummer, die mir dazu einfällt. Ab und an steigt mir auch der Geruch von Kaugummi und Cola in die Nase. Und wenn das passiert, sind pubertierende Schulklassen nicht weit. In Horden auftretend, meist mit einer Art Ghettoblaster ausgerüstet versuchen sie, legere im Staßencafe sitzend, die Kultur auf sich wirken zu lassen.

Und die Jugendlichen sind es auch, die länger als fünf Stunden durch Weimar hetzen, um hier und da ein Photo zu schießen. Und denen ist auch das schlechte Wetter egal, weil sie sowieso auf Klassenfahrt sind, und da ist die Stimmung immer heiter, auch wenn mal ein Gewitter aufzieht. Und da sieht man mal wieder, dass es doch die Jugendlichen sind, die am längsten in Weimar ausharren, vielleicht nicht immer freiwillig, aber immerhin.

Der Renten-, Tages- und Klassenfahrt-Tourismus boomt also weiterhin, und das wird meiner Meinung nach auch so bleiben. Es ist nicht die Beste aber auch gewiss nicht die schlechteste Lösung, um das Weltdorf Weimar an den Rentner, den Künstler, Schüler, Stundeten, oder auch an den Otto-Normalverbraucher zu bringen. Für alles andere ist es einfach zu kalt, in Weimar. Wenn auch nicht heute.

(Andreas Krieger)

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