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Hörbuchrezension

Hörbuchrezension vom 30.10.2007

Pascal Mercier: Nachtzug nach Lissabon - Pascal Merciers Roman "Nachtzug nach Lissabon", das vorweg, war für mich in 2007 der besondere Roman schlechthin. Um einen langweiligen Lateinlehrer eines Baseler Gymnasiums strickt sich eine immer spannender und aufregender werdende Geschichte. Eine Geschichte, die uns eintauchen lässt in Geschichte, in europäische Geschichte, um genauer zu werden.

Der Lehrer Raimund Gregorius hat an einem trüben regnerischen Morgen auf dem Weg zur Schule eine Begegnung, welche ihn komplett aus der gewohnten Lebensbahn reißt. Eine Begegnung mit einer scheinbar verzweifelten Portugiesin, beinahe unspektakulär, doch so geheimnisvoll, dass er daraufhin sein bisheriges Leben hinter sich lässt, von einem Moment auf den anderen.

Der Klang der fremden Sprache ist es, der den Fremdsprachenlehrer in eine Buchhandlung lockt, der ihn verleitet, in ein Buch zu schauen, welches geschrieben ist in einer Sprache, die er nicht beherrscht.

Und hier beginnt seine Reise. Gegorius enteckt ein Buch des portugiesischen Arztes Amadeu de Prado. Diesem Buch möchte Gregorius nachgehen. Und da es sich mit de Prado um einen Autor der neuzeit handelt, ist nicht ausgeschlossen, dass dieser noch lebt. Warum ihn also nicht selbst treffen? Gregorius macht sich auf nach Lissabon und stößt auf die politische Vergangenheit des südwesteuropäischen Landes.

Die vorliegende Hörspielbearbeitung versucht, dem großartigen Roman gerecht zu werden. Doch es ist eine schwere Geburt: mithin sind einzelne Rollen nicht optimal besetzt, so wirkt die Figur der Adriana Soledade de Almeida Prado, die Schwester des Arztes, gesprochen von Carmen-Maja Antoni, wengleich hervorragend gesprochen, schlicht zu jung. Die Figur ist immerhin um die 80 Jahre alt. Und auch sonst sind verschiedene Sprecher nur wenig voeinander zu unterscheiden. Dies tut dem Gesamteindruck allerdings nichts Böses, denn die Figuren sind akustisch deutlich voneinander getrennt und tauchen nicht in vielleicht verwirrenden Gesprächssituationen miteinander auf.

Hervorragend umgesetzt ist die Gesamterzählsituation: das portugiesische Buch, Auslöser des Konfliktes der Hauptfigur, hat eine eigene Erzählerstimme, eine anmutige und Ruhe ausstrahlende Stimme führt die Höhrer durch den Roman, gesprochen von Boris Aljinovic; kurz: der Gesamteindruck des Hörspiels überzeugt und wird dem Roman durchaus gerecht. Es gilt zu beachten: es ist die dramatische Umsetzung eines literarischen Werkes.

Alles in allem ist die Doppel-CD empfehlenswert, wenngleich der Roman in Buchform mehr hergibt. Aber das lässt sich ja nachholen.

Nachtzug nach Lissabon von Pascal Mercier
Hörspielbearbeitung und Regie: Sven Stricker
Sprecher: Boris Aljinovic, Peter Fricke, Felix von Manteuffel, Carmen-Maja Antoni und andere;
Musik: Jan Peter Pflug
Verlag: Der Hörverlag
www.hoerverlag.de
ISBN: 978-3-86717-127-4
2 CDs - ca.166 Minuten

(Shanghai Drenger)

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