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Hörbuchrezension

Hörbuchrezension vom 19.06.2007

Kurt Tucholsky: Schloß Gripsholm - "Schloß Gripsholm. Eine Sommergeschichte" lautet der Titel einer Erzählung, die Kurt Tucholsky im Jahre 1931 veröffentlichte. Die heiter-melancholische Liebesgeschichte zählt zu den bekanntesten Werken des Autors.

Das Buch beginnt mit dem Abdruck eines fiktiven Briefwechsels zwischen dem Autor und seinem Verleger, Ernst Rowohlt ("Ernst (Riesenschnörkel) Rowohlt", gibt Tucholsky die Unterschrift wieder). Darin animiert Rowohlt den Autor zu einer leichten Liebesgeschichte, und dieser feilscht um ein höheres Honorar.

Die eigentliche Geschichte, die unmittelbar anschließt, behandelt den Sommerurlaub des Ich-Erzählers mit seiner Freundin Lydia in Schweden. Nach der Zug- und Fährfahrt und einigem Suchen landen beide im Schloss von Gripsholm, wo sie etwa drei Wochen verbringen. In ihrer Sommerfrische erhalten sie nacheinander Besuch von Kurts altem Kameraden und Freund Karlchen sowie von Lydias bester Freundin Billie. Die Episodenerzählung mit einer - damals sehr kühnen - erotischen Eskapade wird kontrastiert von einer Parallelhandlung: Die Sommerfrischler beobachten auf einem Spaziergang ein kleines Mädchen, das in einem nahegelegenen Kinderheim lebt und unter der sadistischen Leiterin des Instituts leidet. Die Besucher beschließen, das drangsalierte Kind zu retten und arrangieren mit der in der Schweiz lebenden Mutter, dass die Kleine der Heimleiterin in einem schwarzen Dialog entrissen und nach Hause gelassen wird.

»Heike Makatsch klingt ganz zart und weich und dann wieder herb und rau. Die Stimme kratzt manchmal leicht und sehr tief, und das norddeutsche Missingsch kriegt sie auch gut hin. Tucholskys >Sommergeschichte< wird zu neuem Leben erweckt, die Wehmut über die Vergänglichkeit hat ein modernes Echo gefunden.«

Kurt Tucholsky, 1890 in Berlin geboren, arbeitete - obgleich promovierter Jurist - als Journalist und Schriftsteller. Er war hauptsächlich für die Zeitschrift >Die Weltbühne< tätig und schrieb sowohl unter seinem eigenen Namen als auch unter den Pseudonymen Theobald Tiger, Peter Panther, Ignaz Wrobel und Kaspar Hauser. 1929 emigrierte er nach Schweden. Nach der Machtergreifung bürgerten ihn die Nationalsozialisten 1933 offiziell aus, seine Bücher wurden öffentlich verbrannt. 1935 beging er, der - krank und depressiv - schon des längeren kein Wort mehr geschrieben hatte, in Schweden Selbstmord.

In den langen Wintermonaten, in denen ich mich mit >Gripsholm< beschäftigt habe, hat mir nichts soviel Mühe gemacht, wie diesen Ton des wahren Erlebnisses zu finden. Außer einem etwas vagen Modell zum Karlchen und der Tatsache, daß es wirklich ein Schloß Gripsholm gibt, in dem ich nie gewohnt habe, ist so ziemlich alles in dieser Geschichte erfunden: vom Briefwechsel mit Rowohlt an bis zur (leider! leider!) Lydia, die es nun aber gar nicht gibt. Ja, es ist sehr schade.

Schloß Gripsholm
Gelesen von Heike Makatsch
Eine Sommergeschichte
Hörbuch, 4 CD, 259 Min.
ISBN 3-257-80064-9
Euro 24.90
Erschienen bei Diogenes
www.diogenes.ch

(Burkhardt Kolbmüller)

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