Hörbuchrezension
Hörbuchrezension vom 15.05.2007
Kevin Clarke: Die Tagebücher des Dr. Ralph Benatzky - Niemand muss ein Freund heiterer Operetten sein, um diesem Hörbuch mit Interesse folgen zu können. Ein Musiker, ein Komponist und, wie sich hier herausstellt, auch ein Schriftsteller ist er, der Dr. Ralph Benatzky. Für mich eine Lehrstunde, denn sein Name war mir bis dato kaum bekannt. Benatzky, ja, schon mal gehört irgendwo, aber was er gemacht hat? Keinen Plan. Nun, Dr. Ralph Benatzky war derjenige, der die doch berühmte Operette "Im weißen Rössl" komponierte. Die immerhin kenne ich und kann den Komponisten so arbeitstechnisch verorten. Benatzky war in zweiter Ehe mit Melanie Hoffmann, einer Jüdin, verheiratet. Zu ihrem Schutz emigrierte das Paar 1938 nach New York.
In den vorliegenden "Tagebüchern des Dr. Ralph Benatzky" wird über eben diese Zeit sinniert: heiter, empört oder melancholisch. Die wilden 20er Jahre in Berlin werden von Benatzky beäugt, genauso wie die Marotten der Wienerischen Bevölkerung. Das eigentlich interessante an dieser CD ist allerdings ihr Umfeld. Bei Duo-Phon erschien, von den Berliner Musenkindern verlegt, eine ganze Reihe derartiger Ton-Collagen: die Geschichte der Dreigroschenoper, das Leben der Josephine Baker, Texte von Mascha Kaleko oder unter dem Titel "Mit den Wölfen geheult - Hitler und die Künstler", eine Beschäftigung mit einer oft verdrängten Thematik. Diese CD bietet also hörbare Geschichte und könnte so vielleicht Grundstein für eine neue Sammelleidenschaft werden.
Die Tagebücher des Dr. Ralph Benatzky. 1 CD
Berlin, Wien, New York, Hollywood 1924-1946.
Hörcollage mit Original-Musikaufnahmen.
Edition Berliner Musenkinder
Preis: 13 bis 17 Euro
erschienen bei duo-phon-records berlin
www.duo-phon-records.de
ISBN: 3-937 127-11-9
zusammengestellt von Kevin Clarke
gesprochen von Günter Barton
(Shanghai Drenger)