Hörbuchrezension
Hörbuchrezension vom 13.02.2007
Arno Geiger: Es geht uns gut - Man nennt es wohl irgendwie Familiensaga, was uns Arno Geiger in diesem Hörbuch vermittelt. Wer genug Ambitionen zum Voyerismus hat und ein gewisses Vergnügen oder wenigstens Interesse an den Geschichten fremder Leute verspürt, ist hier richtig.
Der noch junge Phillip Erlach steht vor dem ererbten Haus seiner Großeltern, bereit, die Tauben aus dem Dachboden zu jagen. Doch nicht nur diese "fliegenden Ratten" schwirren durch das Gebäude, sondern auch zahlreiche Erinnerungen an 70 Jahre Familiengeschichte. Phillip Erlach ist sich allerdings nicht sicher, was ihm lästiger ist.
Die Erbschaft, das Haus, darf ruhigen Gewissens als ein Racheakt seiner Großeltern verstanden werden, wollte Phillip doch immer unabhängig sein, ungebunden und frei. Und nun dies. Sicher, er hätte die Erbschaft ausschlagen können, doch da Phillip eher zu den etwas unorganisierten Menschen gehört, war er nicht in der Lage dazu.
Und so läuft in seinen Erinnerungen die Geschichte ab: der Großvater, der Vater, der eine Ministerialbeamter, der andere mehr erfolgloser, denn erfolgreicher, Spieleerfinder. Beide, auf ihre Art , ähnlich unorganisiert wie später Phillip. Die Tanten, ewig verständnislos, die Freundin ewig ermahnend und drängend, auch positiv und schließlich der Tod der Mutter, ein Badeunfall in der Donau, den Phillip als Junge miterlebte - ein Trauma - das Ganze.
"Es geht uns gut" ist ein großartig angelegter Versuch, Geschichte zu verdrängen und sie dadurch, konterkariert, hervorgehoben im Gedächtnis zu verankern. Familiengeschichte, die in gewisser Weise auch Gesellschaftsgeschichte unseres Kulturkreises darstellt.
"Es geht uns gut" von Arno Geiger, vom Autor gelesen
Regie: Caroline Neven Du Mont
4 CDs, Laufzeit 305 Minuten
erschienen im Hörverlag
www.hoerverlag.de
ISBN 978-3-89940-853-9
(Shanghai Drenger)