Buchrezension
Buchrezension vom 31.07.2008
Wolfgang Brenner: Fast nichts über das Nichts: Ein Scheitern in Briefen - Zu Zeiten der milliardenfach durch Internet und Handywind flirrenden eMails, community-Nachrichten und SMS gibt es eines zu Hauf: Material für Briefwechselgeschichten, für viele, viele belanglose - und vielleicht einige gute. Damit wäre ich schon fast beim "Gegenstand" dieser Rezension: dem Nichts. Das Nichts ist etwas, was sich kaum beschreiben läßt. Tut man es nicht, ist es schwer vermittelbar, tut man es ausgiebig, schafft man etwas - und das alles andere ist als Nichts! Bewegt man sich irgendwo dazwischen (sofern das überhaupt geht - WO oder WAS ist die Mitte zwischen Viel und Nichts?) dann ist man beim FAST: dem "Fast nichts über das Nichts".
Wolfgang Brenner und Ulrich Eder haben beides zum Thema und letztlich zu einem Buch gemacht: Briefe und das Nichts. Über etliche Seiten - ja, wie viele eigentlich? Das Buch hat keine Seitenzahlen, und zählen werde ich sie nicht - lassen sie sich darüber aus so gut es eben geht, zunächst eher nebensächlich, dann immer vordergründiger. Was sie jedoch dabei nicht tun ist: viel schreiben und Belanglosigkeiten austauschen. Eher: Viel schreiben über das Nichts - ja: der Unterschied ist wichtig!
Und noch etwas: Paul wehrt sich vehement gegen zwei Dinge: mit Peter ein Buch zu schreiben (und tut es während dessen schon) und gegen Computer und e-Mail (und wird beides am Ende selbst haben). Sie tauschen Listen aus, in denen in irgendeiner Weise das Nichts behandelt wird: Namen von Leuten die Nichts heißen, Das Nichts im alten Testament, Nichts in der Werbung. Diese Listen sind für den interessierten Leser mal belustigend, mal überraschend und mal eine Sammlung von nutzlosem Wissen.
Empfohlen wird dieses Büchlein (und so wurde ich übrigens auch darauf aufmerksam) von Stephan US, Nichts-Künstler und Betreiber des "Archiv des Nichts" (welches übrigens auch unter entsprechender Adresse im Internet zu besuchen ist) und offenbar auch Initiator einer Ausstellung, über die sich die beiden Briefeschreiber in wenigen Sätzen in dem Buch unterhalten. Ist Stephan US - ein Pseudonym, wie man vermuten darf - gar das Autorenpaar selbst? Haben wir hier einen typischen Fall von cross promotion? Oder vielleicht eine Art Gesamtkunstwerk - das Buch zur gleichzeitig tourenden Ausstellung, das Nichts passend zum Buch?
Alles in allem kein großer Wurf, kein Buch, das man unbedingt gelesen haben sollte, aber unterhaltsam, wortreich, wohlformuliert, und einen distanzierten Blick werfend auf das mitunter greulich leere Geschwätz, das heute durch die aufgebohrten Breitbandkanäle zwischen unseren modernen Kommunikationsapparaten rauscht.
(Charles Ott)