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Hörbuchrezension

Hörbuchrezension vom 19.02.2008

Iny Lorentz: Die Feuerbraut - Historische Romane - es gibt solche und solche. Iny Lorentz schreibt reihenweise Romane dieses Genres wie andere Science fiction, Fantasy oder Krimis - wie man eben schreibt, wenn man sich «seit frühester Jugend für das geschriebene Wort» begeistert und «kontinuierlich am literarischen Durchbruch» arbeitet (Quelle: Verlagsinfo). So gleicht der aktuelle Roman «Die Feuerbraut» vielleicht nicht allen vorangegangenen, eher einem Wasserfall in Holland. In großer Fülle auftretende Figuren bleiben farblos und uninteressant bis zum Schluß, Personen und Geschichten könnten ebenso im Heute in einer Lindenstraße, einem Marienhof oder in einer Schwarzwaldklinik spielen, einer «historischen» Kulisse, die überdies gründliche Recherchearbeit bedeutet, bedarf es nicht.

Nach dem vorläufigen Abbruch des Kompletthörversuchs mache ich einen Test mit wahllos angespielten Titeln aus dem reichhaltigen Angebot von 6 CDs, doch ganz egal wo ich einsteige, die Handlung dreht sich stets um Macht, Intrigen und Vorteile - reale Geschichte (der Einfall der Schweden) und Personen der Zeit (Feldherr Wallenstein) sind schmückendes Beiwerk und erscheinen hineinkonstruiert, um den Hauch von Historie zu vermitteln. Da haben wir Harry Rowohlt als Bettler in der Lindenstraße authentischer erlebt.

«Die Feuerbraut» von Iny Lorentz (eigentl. das deutsche Schriftstellerehepaar Iny Klocke und Elmar Wohlrath) kann und will ich mit reinem Gewissen niemandem empfehlen. Ich möchte sogar noch weiter gehen und Freunden des historischen Romans eine Alternative bieten: Frank Schätzings Erstling und Hörbuch «Tod und Teufel» hat in Bezug auf Handlung, Charaktere und zeitliches Umfeld einiges mehr drauf: historisch belegte Tatsachen werden mit einer fiktiven, aber immer plausiblen Handlung verknüpft, Personen, Zeit und Geschichte bilden ein durchdachtes Ganzes, Denken und Handeln der Romanhelden fügen sich glaubhafter in den gesellschaftlichen Rahmen. Und nebenbei erfährt man auch noch eine ganze Menge.

Über Anuk Ens, die Stimme der Hörbuchausgabe, ließe sich noch sagen, daß sie zwar professionell und fehlerfrei liest, sich dabei aber unengagiert und distanziert anhört - Hörbuchsprechen ist offenbar wie vieles andere auch entweder Beruf oder Berufung.

Im Übrigen und am Schluß, nachdem ich mir nun doch noch alles anhören wollte, blieb (mir) völlig offen, wofür eigentlich der Titel «Die Feuerbraut» steht - für die Hauptperson des Buches Irmela von Hochberg - sie soll noch erwähnt werden - bestimmt nicht.

Ach so, die Holländer mögen mir meinen Vergleich zu Beginn verzeihen.

(Charles Ott)

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