Hörbuchrezension
Hörbuchrezension vom 20.07.2004
Paul Auster: Mond über Manhattan - Der Amerikaner Paul Auster ist ein großer, mittlerweile auch bei uns sehr erfolgreicher Geschichtenerzähler. Und Geschichten unterschiedlichster Art enthält auch sein Roman "Mond über Manhattan“, der unlängst als Heyne-Hörbuch erschienen ist. So skurill und abstrus manche dieser Geschichten auch sein mögen - sie sind einfach gut erzählt, jede für sich abgeschlossen, und trotzdem im großen Zusammenhang schlüssig.
Die Geschichte spielt im Manhattan der 60er Jahre. Der verwaiste Held, M.S. Fogg, kommt als Student nach New York. Als er seine letzte familiäre Bezugsperson, seinen Onkel Victor, verliert, stürzt er in ein anonymes Vegetieren als Stadtstreicher. Zum Glück lernt er die Chinesin Kitty kennen, die ihn aus dem Sumpf zieht. Bald darauf nimmt er einen Job als Adjundant bei dem blinden, schrulligen Mr. Effing an.
Hier setzt nun das erzählerische Verwirrspiel von seltsamen Ereignissen und geheimnisvollen Andeutungen über die Herkunft des Helden an. Nach und nach gibt Effing seine Geschichte preis, eine Folge von Kettenreaktionen, in der die handelnden Personen meist zur falschen Zeit am rechten Ort waren. Aus der vagen Ahnung, daß die Geschichte etwas mit ihm selbst zu tun haben könnte, wird für M.S. Fogg schließlich Gewissheit. Aber mehr wird hier natürlich noch nicht verraten...
Der Autor führt seinen Helden und die Leser bewußt am roten Faden durch dieses Labyrinth der Zufälligkeiten, um schließlich äußerst raffiniert den Kern der Wahrheit heraus zu schälen. Paul Auster gelingt es dabei, mit hintersinnigem Humor locker Grundthemen postmoderner Philosophie zu variieren: Die Befreiung des Selbstbildes von der Meinung anderer und die Überwindung der Einsamkeit durch Bewußtwerdung von Lebensdetails. Ein ganz famoses Leseerlebnis...
Paul Auster: Mond über Manhattan
gelesen von Hans Peter Hallwachs
4CD, 268 Minuten
Euro 22.00
ISBN: 3-89830-850-2
Erschienen als Heyne Hörbuch
(Burkhardt Kolbmüller)