Kommentar
Kommentar vom 04.04.2003
Weimar in Not - Machen wir uns nichts vor. Letztendlich hat er recht. Lothar Späth brachte es vorgestern auf den Punkt, in Bezug auf die Kultur in Weimar: Die Kassen sind leer - Bund , Länder und Kommunen sind mit ihrem Latein am Ende.
Was wir jetzt brauchen sind unkonventionelle Wege. Die finanzielle Hilferufe sind von der Tapete bis zur Wand gedacht. Wer am lautesten schreit bekommt eventuell noch einen der letzten Happen.
Was wir jetzt brauchen sind Diskussionen, die den Mut haben die bestehenden Strukturen grundsätzlich in Frage zu stellen. In Weimar sollten wir uns fragen, was eine Stadt in 21. Jahrhundert bedeutet. Ein Stadtbegriff von vor 50 oder sogar 10 Jahren muss überdacht werden. Befangen von veralterten Denkstrukturen versuchen wir gegenwärtige Probleme zu lösen.
Weit gefehlt! Kulturelle Identität fängt nicht bei der Frage des Geldes an. Kultur entspringt dem realen Leben und ist kein wirtschaftliches Luxusgut. Die Kultur muss sich viel mehr aktiv in des gesamtgesellschaftliche Leben einmischen, um sich selber zu retten.
Wir brauchen eine authentische Aufbruchsstimmung. Und keine politisch verordnete. Die Kultur muss begreifen , das sie der Phönix ist, der aus der Asche aufsteigt.
Gerade jetzt brauchen wir in Weimar eine geistige Offensive. Weimar könnte von seinem Potential und der überschaubaren Größe das Paradebeispiel für eine neu definierte Stadt im 3. Jahrtausend sein.
Wir brauchen die Vermessenheit, uns ein eigenes Koordinatensystem zu schaffen, um zu wissen wo wir tatsächlich stehen und wohin die Reise geht. Dafür benötigen wir Fixpunkte. Wir müssen den Mut abbringen und uns von der verängstigten Seefahrt in Landnähe verabschieden und neues unbekanntes Land ansteuern.
Das geht aber nur mit Personen die Visionen in sich tragen, mit Personen, die gestalten statt verwalten, mit Personen, die vor Neugierde und Begeisterung brennen, die den weiten Horizont besitzen und erkennen wen sie zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort in Szenen setzten können.
"Weimar in Not"! war hieß die Podiumsdiskussion. Der Titel war unpassend. Denn Not macht erfinderisch. Davon war noch nichts zu spüren. Die Zeit ist allerdings reif dafür. Alles jammern und klagen ist Schnee von gestern.
Wir müssen eines begreifen: Wir stecken in den Startlöchern, denn in drohenden Not steckt die Chance für das Neue !
(Mathias Buß)