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Bildarchiv vom 17.02.2010
Immer noch ein Dauerbrenner - ...ist die fluffige Verwendung des Spruchs „Jedem das Seine“ vom Lagertor des KZs Buchenwald. So ist die Nutzerbilanz des Jahres 2009 steigend, wie eine kurze Netzrechereche ergab:
Allein drei große Firmen bedienten sich des Spruches für Ihre Kampagnen: Esso und Tchibo nutzen ihn für Kaffeereklame an der Tankstelle, die „Austrian Airlines“ für ihren Reisekatalog „Billa Reisen“. Der Suchmaschinen -Anbieter Yahoo wählte „Jedem das Seine“ im Dezember 2009 als Titel seiner neuen Homepage – ausgerechnet der deutschsprachigen. Rasch zogen die Unternehmen besagten Spruch unter den üblichen Entschuldigungsfloskeln zurück.
Offensichtich sehen Werbeagenturen Textrecherche immer noch als Einschränkung ihrer Kreativität - oder so ähnlich. Denn wie soll man das sonst erklären. Doch auch das ist ein alter Hut. Im Jahr 2009 kam es noch dicker:
Erstmals ist eine neue Nutzerklientel aufgetaucht: Schüler. Man mag es kaum glauben. Ausgerechnet die Schüler –Union der CDU Nordrhein-Westfahlen wählte den Spruch im März 2009 für Ihre Kampagne gegen Gemeinschaftsschulen. Titel: „Nicht Jedem das Gleiche, sondern Jedem das Seine.“ Umgehend wurde die Kampagne von der Landespartei gestoppt, die Schüler-Union entschuldigte sich selbstverständlich.
Erklärungsversuche implodierten förmlich, man konstatierte simple Dummheit. Doch die könnte Schule machen. Ausgerechnet im Zeitalter enthemmter Informationssucht. Und selbst ein solcher Skandal erregt doch prima Aufsehen - zynisch gesprochen. So hat sich die Benutzerzahl des von den Nazis mißbrauchten Spruches auf insgesamt 10 erhöht. Und man wird der ewig wiederholten Aufzählung der Verwender schon überdrüssig. Fast kann man sie singen.
Denn seit 13 Jahren wird benutzerdefiniert copy and paste im betrieben, wie es neudeutsch so schön heißt:
1997 warb damit erstmals die Firma „microsoft“ für Bürosoftware.
1998 nutze der Konzern „NOKIA“ den Ausspruch.
1999 warb damit das Nahrungsmittelunternehmen Rewe für Grillzubehör,
1999 stand „Jedem das Seine“ auf den Faltblättern der Erfurter „Burger King“-Filiale.
2001 war der Spruch auf einer Werbeaktion der Münchner „Merkur-Bank“ zu lesen.
Im gleichen Jahr ließ sich dann auch die deutsche Telekom nicht lumpen und titelte „Jedem das Seine“.
Fortsetzung siehe Artikelanfang.
(Claus Bach)